Karl Markovics im Gespräch über seinen neuen Spielfilm SUPERWELT.
Welche Erfahrungen und Erkenntnisse sind denn nach Atmen und dem Erfolg Ihres ersten Spielfilms in die Suche nach Ihrer nächsten Geschichte eingeflossen?
Karl Markovics: Das kann ich schwer sagen. Drehbuch-Schreiben bedeutet immer wieder einen Neuanfang. Ich habe nicht das Gefühl,
dass mir die Erfahrung des Schreibens von Atmen nun für das Drehbuch an SUPERWELT über die Klippen hinweggeholfen hätte. Ich bin wieder durch alle klassischen Tiefs gegangen,
die ich schon bei Atmen erlebt habe und die einem Autor einfach widerfahren - inklusive totaler Schreibblockade, In-Frage-Stellen des kompletten
Projektes. Der einzige Unterschied lag vielleicht darin, dass ich rational wusste, dass sie mir bevorstanden. Ein Wissen,
das allerdings in der konkreten Situation auch nicht wirklich hilft. Etwas, das bei Atmen am Schluss einen Aha-Effekt bewirkte und bei SUPERWELT viel früher mitgeschwungen hat, war die Erkenntnis, dass man im Grunde
über sich selbst schreibt. Egal, über welche Metaphern, egal, über welche Umwege. Es ist eine Geschichte, die mit dem Selbst
und zwar in seiner erweiterten Form zu tun hat: als Vater-/Mutter-Selbst, als Ich-/Du-Selbst, als Mann-/Frau-Selbst usw. Das
große Stichwort des Buches ist Beziehung. Es geht um eine Ich-/Du-Beziehung, und zwar mit einem transzendenten Partner.
Sie haben anlässlich von Atmen erzählt, dass es schon mehrere Geschichten gegeben hatte, die Sie in mehr oder weniger fortgeschrittenen Drehbuchformen in
der Schublade hatten. War SUPERWELT eine dieser Geschichten oder ist es eine, der sie begegnet sind. Intuition und Offenheit
sind ja auch Aspekte, die Ihre Arbeit stets begleiten.
Karl Markovics: Es war keine Geschichte, die in der Schublade war. Sie kam tatsächlich ganz realistisch in Form einer Miniatur,
einer winzigen Begegnung im Supermarkt auf mich zu und sorgte für den Auslöserreiz, der die Erzählung über eine Supermarktkassierin
in Gang brachte.
Was war dieser Auslöser?
Karl Markovics: ich beobachtete eine Kassierin im Supermarkt, die einen Moment nichts zu tun hatte. Sie hat das Laufband in
Gang gesetzt und gereinigt und dabei ins vermeintlich Leere geschaut. Das Laufband lief unter ihr durch. Es war wie
ein Stillleben, ein lebendes Bild. Es dauerte nur wenige Augenblicke. Das ist ja das Faszinierende: Ein Film kann Ewigkeiten
schaffen oder raffen. Ich dachte mir Woran die wohl denken mag? Und da ich Gegensätze mag, dachte ich mir, das ist
eine ganz einfache Frau, die jetzt Gott hört. Jetzt plötzlich sagt der: Hallo! Du hörst mich. Du bist nicht verrückt.
Ich rede jetzt mit dir. Das war der Gedanke, der den Rest ins Rollen brachte. Das Soziotop war sofort da: ein Mann,
zwei Kinder, eine Kleingartensiedlung. Ich habe mich auch im Gegensatz zu anderen Geschichten nicht dagegen gewehrt, sondern
es sofort zugelassen. Ich stamme ja selbst aus einfachen Verhältnissen und aus einer solchen Stadtrandsiedlung. Das war für
mich vertrautes Milieu, da schöpfe ich aus dem unmittelbar Erlebten, während das Gegenüber meiner Protagonistin mir nicht
nur nicht vertraut ist, sondern gar nie vertraut sein kann. Gott ist immer ein großes Rätsel.
Sosehr Sie in Ihren Erzählungen auch aus der Realität schöpfen, so sehr haben Sie immer wieder betont, dass es Ihnen im Kino
auch um eine Überhöhung geht. Der Titel SUPERWELT trägt die Idee der Überhöhung schon in sich. Wofür steht diese Superwelt?
Karl Markovics: Ursprünglich wollte ich nach Atmen eine ganz andere Geschichte verfolgen und habe auch schon sehr intensiv daran gearbeitet. Auch wenn ich keineswegs der Regisseur
bin, der Geschichten schreibt, um sich selbst in Szene zu setzen, wäre das ein Film gewesen, in dem ich eine wichtige Rollte
gespielt hätte. Mit diesem Projekt ging es dann nicht weiter, weil sich diese Geschichte in den Vordergrund gedrängt hat.
Es war sehr schnell klar, dass ich keinen Film fertigstellen würde, bevor nicht SUPERWELT realisiert ist. Das war wie eine
Hypothek. Zunächst war es berauschend, ein Gefühl zu haben Da ist etwas Großes da und dann wurde es zu einer riesigen
Last bis zur Ernüchterung, dass Atmen möglicherweise mein einziger Film bleiben würde. Die Frage nach der Superwelt ist relativ einfach zu beantworten:
Es ist die, so glaube ich, in uns allen verankerte Neugier nach dem Rätsel Gott. Teilweise steckt eine Sehnsucht dahinter,
teilweise eine Furcht. Bis zu einem gewissen Grad ist es ein Film über Gott, wie ich es mir vorstelle, mit ihm in Beziehung
zu kommen. Es geht um eine Wunschbeziehung zu Gott.
Was hat Sie zu diesem spirituellen Thema veranlasst?
Karl Markovics: Meine persönliche Beziehung zu Gott hatte nie den großen Konflikt oder Einbruch erlebt. Ich bin protestantisch
aufgewachsen, was viel weniger Angriffsflächen hat als die katholische Lehre. Sie ist aus einem Protest gegen die Allmacht
des Papstes und gegen viele Dinge entstanden, mit denen wir heute in unserem liberal aufgeklärten, demokratischen Land sehr
viel anfangen können. Protestantische Priester können heiraten und eine Familie haben. Im Grunde ist die protestantische Religion
ein bisschen farblos, hat wenig Chic und Pomp, sie lädt aber auch weniger zur Kontroverse ein. Ich habe jedenfalls nie die
Notwendigkeit verspürt, dagegen eine Abwehrhaltung einzunehmen.
Es hat mich aber immer wieder zur Frage hingezogen, dass ich gerne wahrhaft glauben würde, im Sinne von - eine
Gewissheit zu haben. Die gibt es allerdings nicht. Das macht die Frage auch zu einer besonderen und großen. Sie führt mich
immer wieder in eine intensive Beschäftigung. In der Literatur begegne ich der Frage besonders bei jenen Autoren, die mich
besonders anrühren. Ich entdecke dort eine ähnliche Form von verzweifelter Sehnsucht, einen Gott greifen zu wollen. Das mag
bei Tolstoi, Maxence van der Meersch, James Joyce oder Thomas Bernhard sein. Ich denke da an seinen Gedichtzyklus In hora
mortis. Diese Frage ist in uns drinnen, mehr noch in uns kreativen Menschen, weil wir so viel mit Superweltlichem
zu tun haben. Woher kommt denn eine Idee? Woher kommt denn Inspiration? Ich hatte das Gefühl, dass der Versuch, mit sehr einfachen
Menschen große Stoffe zu erzählen. Das schien mir eine spannende Aufgabe. Im Moment könnte ich noch nicht sagen, was das für
ein Film wird. Das hat wahrscheinlich mit der Erfahrung des zweiten Films zu tun ich hatte im Gegensatz zu Atmen zu keinem Moment das Gefühl, dass der Film mir gehört. Bei Atmen kam mir die Erkenntnis erst im Schneideraum, dass ein Film ein eigenes Wesen ist. Man mag eine Geschichte schreiben, den
Schauspielern Anweisungen geben, aber was die Geschichte trotz meiner Eingriffe tut, ist mehr als das. Da sind wir aber schon
wieder bei Gott. Woher kommt dieses Mehr? Wenn etwas mehr kann, als es von uns gedacht war.
Der Film steht im Gegensatz zur Literatur vor der Aufgabe, sichtbar zu machen. Wie stellen Sie sich der Herausforderung, dass
der Film etwas sichtbar oder spürbar machen soll, was nicht greifbar ist?
Karl Markovics: Gerade im ersten Teil des Films, bevor unsere Hauptfigur akzeptiert, dass wohl Gott zu ihr spricht, ohne dass
sie ihn so nennt oder es ausspricht und wir es als Zuschauer auch wahrnehmen können, habe ich mich sehr an Alfred Hitchcock
orientiert. Für mich ist Gabi Kovanda, meine Hauptfigur, wie eine Kim Novak in Vertigo. Eine seltsame, eigenartige Figur,
die in SUPERWELT nur viel irdischer konnotiert ist. Sie ist stark in ihrem Milieu verankert und trägt kein Geheimnis. In ihrer
plötzlichen Veränderung, in ihren Reaktionen, für die es keine sichtbare Erklärung gibt, entsteht eine Art Suspense-Gefühl.
Ich kann mir vorstellen, dass wir da auch noch mit der Musik experimentieren. Herbert Tucmandl, der für Atmen die Musik gemacht hat, ist noch in Warteposition, weil ich noch nicht weiß, ob und wieviel Musik der Film brauchen wird.
Ich brauche da zunächst die Bilder, vielleicht sogar eine Art Rohschnitt, um das zu entscheiden. Vielleicht leisten wir uns
sogar einen Bernard Hermann-Score. Es würde mich reizen, eine Supermarkt-Kassierin, die im Beliebigkeitsraum des
ostösterreichischen Flachlands lebt, mit so einem wuchtigen Score zu konfrontieren.
Ich würde gerne nochmals auf die visuelle Ebene und die Möglichkeiten des Sichtbar-Machens zurückgehen. Wie sieht Ihre
Bildersuche aus?
Karl Markovics: Ich mag Metaphern sehr und ich glaube, ich beherrsche sie ganz gut. In diesem Fall sind Sie ein exzellentes
Hilfsmittel. Gott lässt sich eben nur über etwas darstellen. Sei es das rote Pünktchen vom Stand-by-Licht eines
Fernsehers, das plötzlich eine große Bedeutung bekommt, sei es die Kamerafahrt auf eine nicht ganz geschlossenen Eiskastentür,
aus der Licht dringt oder mitten in der Nacht tropft ein Wasserhahn in der Küche. Ich habe auch mit einer brennenden Thujen-Hecke,
mit der wir schon sehr nahe an der Bibelmetapher sind, kein Problem. Ich versuche auf der Bildebene, Zeichen, Menetekel, Stigmata
bewusst mutig einzusetzen. Davon gibt es, was die Themen Gott und Religion betrifft, in unserem kollektiven Gedächtnis zuhauf.
Wie kann man die Hauptfigur Gabi Kovanda charakterisieren?
Karl Markovics: Sie ist ein Mensch, der von außen betrachtet, keinen Leidensdruck hat: Sie hat einen Job, ihr Mann auch, die
Ehe funktioniert, die Kinder sind aus dem Gröbsten raus. Die Tochter lebt bereits bei ihrem Freund, der Sohn ist Zeitsoldat
beim Bundesheer und wird auch bald ausziehen. Man spricht schon von der bevorstehenden Pension und der Zeit der Ruhe. Nachdem
meine Frau das Drehbuch gelesen hatte, sagte sie zu mir: Weißt du eigentlich, dass du einen Film über den weiblichen
Wechsel geschrieben hast? Das gefiel mir gut. Es geht wirklich um eine Transformation. Es steht etwas an und die Frage
taucht auf, wie es nun weiter geht. Die Kindererziehung ist erledigt. Wozu bin ich noch da? ist die Frage, die
sich Gabi Kovanda zum ersten Mal stellt. Da klopft in meiner Geschichte Gott an und sagt: Weil du du bist. Weil ich
will, dass du da bist. Das überwältigt einen Menschen zunächst.
Ist sie eine gläubige Person?
Karl Markovics: Überhaupt nicht. Sie ist wie wahrscheinlich der Großteil der im urbanen Bereich lebenden Bevölkerung von ihrer
Erziehung geprägt. Mehr als Da wird es schon was geben, zu Weihnachten in die Messe zu gehen und selber kirchlich
zu heiraten steht gewiss nicht hinter ihrer Religiosität.
Wie wird sie sich dann bewusst, dass sie Gott begegnet?
Karl Markovics: Es spielt sich über das Hören ab. Es klingt jetzt paradox, aber es ist leichter zu zeigen, dass ich etwas
nicht höre, was ein anderer hört, als zu zeigen, dass ich etwas nicht sehe, was ein anderer sieht. In dem Fall war mir das
wichtiger. Die Schwierigkeit liegt in diesem Fall darin, dass man eine Figur für die Außenwelt nicht zu einer Irren werden
lässt. Das war mir sehr wichtig. Wir wären dann als Zuschauer schnell Beteiligte. Ich wollte, dass wir auch in den Momenten
ihrer größten Verstörung insofern Anteil nehmen, als wir auch diese irreale Überforderung für bare Münze nehmen. Auch wir
sagen uns: Da ist jemand da. Das soll nicht nur eingebildet wirken. Ich versuche, es den Zuschauer mit Gabi erleben
zu lassen. Ihre Wahrnehmung von Gott erfolgt tatsächlich so, dass sie eindeutig von jemandem angesprochen wird, der nicht
sichtbar ist. Da er nicht sichtbar ist, braucht es einige Zeit, bis man sich eingesteht Ja, da spricht jemand.
Dieses Ansprechen geschieht mit einer gewissen Vorsicht, die angesprochene Person könnte auch panisch reagieren. Aus
der Geschichte weiß man, dass solche Menschen hingerichtet oder gekreuzigt werden. Gott ist schon ein bisschen vorsichtiger
geworden in der langen Geschichte der Menschheit, die ihm im Gegensatz zu den Bäumen und Tieren antwortet. Da ist auch schon
einiges schief gegangen.
Die großen Rollen haben Sie dieses Mal mit lauter professionellen Schauspielern besetzt.
Karl Markovics: Bei Atmen hatte ich mit Thomas Schubert einen absoluten Newcomer als Hauptfigur, sonst lauter professionelle Schauspieler. In SUPERWELT
habe ich in allen großen Rollen Profis, in kleineren, aber entscheidenden Rollen jedoch Leute, die ursprünglich als Komparsen
gecastet wurden. Sie haben meist keinen Text, aber es handelt sich bei ihnen absolut um Figuren. Sie wurden wie Schauspieler
gecastet. Bei ein paar kleineren Sprechrollen war es mir ein Anliegen, da ich nach sehr konkreten Typen suchte, lieber aus
einem großen Pool an interessierten Laien zu schöpfen. Wir haben 600 Komparsen gecastet. Es ist eine bewusst wilde
Mischung, weil mich in erster Linie Gesichter interessieren. Da mache ich keinen Unterschied zwischen professionellen Schauspielern
und Komparsen.
Wie fiel die Entscheidung für Ulrike Beimpold als Hauptdarstellerin?
Karl Markovics: Ich hab mir lange Zeit wirklich schwer getan, da ich lange an einer fixen Idee festhielt, von der ich mich
schließlich verabschieden musste. Das hat mich lange blockiert, jemanden anderen zu sehen. Eines Tages rief mich mein Produzent
Dieter Pochlatko an und erzählte von einer Produktion mit Ulrike Beimpold, die er gesehen hatte. Ich sah mir die DVD von Spuren
des Bösen an und war begeistert. Ich muss zugeben, ich hatte ein sehr oberflächliches, sehr männlich blondes Bild vor mir,
sie war mir aus früheren Jahren aus dem Burgtheater ein Begriff, ich hatte keinerlei Idee, wie alt sie war und auch nicht,
was sie in letzter Zeit an Stücken gespielt hatte. Ich entdeckte in Spuren des Bösen eine unglaubliche und auffallend uneitle
Schauspielerin. Wenn ich sie frage Liebe Frau Beimpold, wären Sie bereit, für die Rolle noch ein bisschen zuzunehmen?
Dann würde sie sich nicht wirklich darüber freuen, aber sie würde es tun. Alles, was ich jetzt noch hinzufügen kann, klingt
wie ein PR-Text. Ich habe selten eine Schauspielerin erlebt, die einerseits so gut vorbereitet, andererseits so flexibel,
so wenig festgelegt in der Arbeit ist und so feine Millimeterarbeit leisten kann. Wir hatten zwei Probenwochen, damit die
Schauspieler wissen, wie die großen Szenen ausschauen und worauf ich beim Drehen wirklich Wert lege. Ich bin genau,
was die Dialoge betrifft, lasse ihnen aber auch eine Freiheit und habe auch das Vertrauen, dass sie sich, im Wissen, wie ich
den Charakter und auch das Klima und die Temperatur einer Szene sehe, ihr eigenes Bild machen und ihr Volumen dafür schaffen.
Die Dialoge sind bei mir nicht unumstößlich, sie sind es so lange, bis ein besseres Angebot da ist. ich akzeptiere es nicht,
dass aus Beliebigkeit ein Satz umgedreht wird.
Die Dreharbeiten haben Mitte Juni begonnen, der Sommer erreicht gerade seinen Höhepunkt. War es wichtig, dass im Hochsommer
gedreht wird?
Karl Markovics: Das war absolut wichtig. Ich wollte ein Zwei Drittel Himmel-Gefühl und der Himmel musste so richtig strahlen
können. Es durfte schon auch Wolken und Regen geben, aber ich brauche unbedingt ein Sommerlicht - ein Licht, das ich eigentlich
nicht hier erwartet hätte, das man aber in Österreich am ehesten im Burgenland bekommt. Wenn es ein österreichisches Hollywood
gäbe, dann wäre es gewiss um den Neusiedler See. Im Juni/Juli im Burgenland zu drehen, hat sich auch als goldrichtige Entscheidung
erwiesen, nicht zuletzt auch aufgrund des Wetterglücks. Die Bilder bekommen ein ganz eigenes Strahlen. Es ist auch bei den
Innenaufnahmen ein anderes Gefühl, wenn man die Präsenz des Sonnenlichts spürt. Im Sommer lassen sich auch leichter Gegensätze
schaffen. Es ist einfacher, dann und wann ein Zuviel an Licht auszusperren, als es im Winter, wenn alles trüb ist, künstlich
zu erzeugen.
Michael Bindlechner ist der Kameramann von SUPERWELT. Wie gestaltet sich das Arbeiten mit ihm?
Karl Markovics: Sehr intensiv. Unsere Zusammenarbeit hat drei Monate vor Drehbeginn begonnen und sie verlief mehr oder
weniger ohne Unterbrechung. Wir sind uns in der Genauigkeit unserer Arbeitsweise sehr ähnlich. Er versucht alles, um meine
Vorstellungen umzusetzen, was zum Teil einen riesigen Aufwand bedeutet, der sicherlich unsere zeitlichen und budgetären Grenzen
ausreizt. Wir fordern voneinander und vom Team sehr viel, es haben aber alle das Gefühl, dass es sich lohnt.
Wird viel an gestalterischer Arbeit auch im Schnitt entstehen?
Karl Markovics: Ich kann es mir gut vorstellen, da wir viel mehr Material haben als bei Atmen. In Atmen gab es sehr viele Plansequenzen und durchgespielte Szenen. SUPERWELT ist ganz bewusst hoch aufgelöst. Das hat mit meiner
Inspiration bei Hitchcock zu tun, auch wenn sich die Bildsprache dann woandershin entwickelt. Wie erzählt man Gott? war eine
Frage, die uns ständig begleitet hat. Es führt auch dazu, dass wir manchmal sehr stark in einer Aufsicht-Perspektive arbeiten.
Diese Aufsichtigkeit soll aber schweben, die Kamera scheint zwar fest zu sein, bewegt sich aber leicht, neigt den Kopf, oder
atmet ein. Wir unternehmen jede Menge Annäherungsversuche an die Frage Wie erzähle ich Gott?. Da wir ja noch nicht
genau wissen, wohin die Reise geht, wird das noch sehr spannend werden. Man wird sehen, ob wir in den zwei veranschlagten
Monaten an unser Ziel kommen.
Kurz zurück zum Inhalt, ohne zu viel vorwegzunehmen: Was macht Gott mit Gabi Kovanda? Wird sie die Stimme, die da zu ihr spricht,
auch wieder loswerden?
Karl Markovics: Ich will nicht zu viel preisgeben. Ich möchte dazu nur so viel sagen: Hans Dieter Hüsch war in den achtziger
Jahren ein renommierter Kabarettist. Er prägte einmal den Satz: An Gott kommt keiner vorbei außer Rummenigge,
der damals einer der berühmtesten deutschen Nationalspieler war. Damit möchte ich es belassen, weil es sehr gut das banal-überirdische
Flair trifft, das ich in SUPERWELT zu erzeugen versuche.
Interview: Karin Schiefer
Juli 2014