INTERVIEW

Umut Dag über KUMA

 

«Für mich haben Frauen prinzipiell die spannenderen Geschichten zu erzählen. 95% der Filme handeln von Männern, wo Frauen nur Zierde sind, das haben sie nicht verdient.» Umut Dag über sein Spielfilmdebüt KUMA.


KUMA erzählt eine Geschichte in einer Schnittfläche von Generationen und Kulturen. Hat Ihre Biographie den Anlass dazu geliefert.
Umut Dağ: Nein. Ganz klar, nein. Ich bin in Wien als Sohn kurdischer Eltern, die aus der Türkei stammen, geboren. Mein Vater war Arbeiter, meine Mutter Hausfrau. Ich bin im 20. Bezirk in einem Migranten-Arbeiterviertel aufgewachsen und komme aus keiner künstlerischen Familie. Es ist also ein kleines Wunder, dass ich nun mit einem Film dastehe, der in Berlin läuft. Aber all das war nicht ausschlaggebend für meinen Film. Ansatzpunkt war die Mutterfigur. Eine Mutterfigur, die veraltete Wertvorstellungen hat, an denen sie festhält. Wertvorstellungen, die für sie der einzige Anker sind, weil sie sie für die richtigen hält, mit denen sie ihre Familie beschützen kann. Von diesem Gedanken bin ich ausgegangen. Ich kannte das Phänomen der Zweitfrau aus der Türkei, auch wenn es keine gängige Situation ist. In einer Ausnahmesituation wie in der Filmgeschichte, wo die Mutter erkrankt ist, könnte es in manchen Regionen vorkommen, dass sich der Mann eine zweite Frau holt. Ich dachte mir, dass es auch Fälle geben muss, wo die Frau für die Familie eine zweite Frau holt. Das schien mir ein sehr packender Gedanke, weil die türkische Gesellschaft noch stärker als andere sehr für den Schein nach außen hin lebt. Es geht sehr stark darum, was hat eine Familie erreicht? Ist die Familie stolz auf ihre Kinder? Was repräsentiert man nach außen hin? In so einem Gefüge ist man natürlich immer unter dem Druck, nicht nur funktionieren zu müssen, sondern mehr sein zu müssen als man ist. Das drängt in ein Korsett, das einem das Leben nicht einfach macht. Man kann sich nie und niemandem gegenüber öffnen, weil alles als Schwäche ausgelegt werden könnte, somit ist man isoliert und einsam. Ich fragte mich, was fühlt eine ältere Mutter, wenn sie glaubt, ihre Familie nach ihrem Ableben weiter beschützen zu müssen? Da ist die Möglichkeit nahe liegend, jemanden von außen zu holen, den man genauso isolieren kann.

Der Film stellt nicht nur die Mutterfigur, sondern mehrere Frauenfiguren in den Mittelpunkt, von denen man sagen könnte, dass jede von ihnen auf andere Weise diese Gratwanderung, die sie zwischen den zwei Kulturen tagtäglich leben müssen, auslebt und interpretiert.
Umut Dağ: Der Film ist der Versuch, verschiedene Aspekte zu zeigen, nicht aber aufgrund einer Idee, wie man eine Gesellschaft portraitieren könnte. Es geht vielmehr darum, einer Familie dabei zuzuschauen, wie sie mit einer jungen Frau, die spät zur Familie dazu kommt, emotional umgeht, wie sie zusammenwächst oder auseinanderdriftet.

Hatten Sie das Gefühl, dass diese Geschichte stärker über die Frauenfiguren erzählbar sei?
Umut Dağ: Natürlich. Für mich haben Frauen prinzipiell die spannenderen Geschichten zu erzählen. Das sage ich jetzt nicht aus einem plumpen Gender-Gedanken heraus, sondern weil es in der Filmgeschichte einfach viel weniger Filme über Frauen gibt. 95% der Filme handeln von Männern, wo Frauen nur Zierde sind, das haben sie nicht verdient. Es gibt so viele interessante Geschichten zu erzählen - das war eine davon. Es war mir wichtig, in KUMA den Männern so viel Raum zu geben, wie normalerweise den Frauen in anderen Filmen eingeräumt wird. 

In KUMA überwiegen eindeutig die Innenaufnahmen. Die Räume, in denen gefilmt wird, decken en gros den Lebens- und Bewegungsradius dieser Frau ab. Haben Sie versucht, auch über den Raum die Enge dieses Lebensfeldes zu verdeutlichen?
Umut Dağ: Wir haben sehr viel darüber nachgedacht, was wir von dieser Frau erzählen können. Was erleben die Frauen aus älteren Generationen hier? Den Spielplatz, die Schule des Kindes, den Supermarkt und vielleicht den Weg zum nächsten Verwandten. Im Sommer noch die Donauinsel zum Grillen. Das ist leider eine traurige Wahrheit. Diese Tatsache kombiniert mit dem Fokus auf unserer Geschichte ließ einfach nicht viel mehr an Räumen übrig. Damit kann man viel sehr schön veranschaulichen, auch wenn immer das Risiko präsent war, den Zuschauer mit dieser reduzierten Räumlichkeit zu verschrecken und auch zu langweilen.

Sprache/Zweisprachigkeit ist ein Mittel und auch ein Thema: Deutsch wird gegenüber Ayse zu Ausgrenzung verwendet, das Erlernen der Sprache wird aber auch ihr Schritt zur Emanzipation.
Umut Dağ: Ich wollte auf alle Fälle eines vermeiden – dass man mir vorwerfen könnte, ich hätte einen Film über Integration gedreht. Ich mag das Wort nicht, ich mag mich damit nicht beschäftigen, weil es das für mich nicht gibt. Es gibt ein Zusammen-, Miteinander-, Nebeneinanderleben, alles hat seine Berechtigung. Der Film ist kein Statement, sondern nur eine Beobachtung, wie es in der Realität passieren kann und auch passiert. Das kam aus keinem Kalkül, sondern aus der Notwendigkeit, die ein authentisches Erzählen für sich beanspruchen muss.

Sie wollten keinen Film über Integration drehen, KUMA ist aber ein Film, der ganz im Gegenteil über eine geschlossene Gesellschaft innerhalb der österreichischen Gesellschaft erzählt.
Umut Dağ: Es wäre zu blauäugig zu sagen, dass ich mich gegen diese Fragen wehren kann. Natürlich muss ich mich dem stellen. Wir sind in Wien, es ist eine Debatte, die aktuell bleiben, zumindest noch ein, zwei Generationen dauern wird. Leider. Ich denke aber, diese Geschichte könnte auch in einem Tiroler Bergbauerndorf geschehen. Nicht mit einer Zweitfrau, aber mit einer jüngeren Frau, die einheiratet. KUMA ist eine Familiengeschichte, wo verschiedene Wertvorstellungen zusammenkommen. Eine chinesische Familie, die vor dreißig Jahren nach Wien gekommen ist, wird ähnliche Probleme mit den Generationen kennen. Es ist ein prinzipielles Thema, das Zuwanderung mit sich bringt, aber kein kulturspezifisches Phänomen.

Was hat Sie bewogen, einen türkischen Titel für den Film zu wählen und was bedeutet "Kuma"?
Umut Dağ: Das ist eine gute Frage. Es war ein langer und großer Diskussionspunkt. Wir hatten auch einen deutschen Titel gefunden und uns lange mit dem Gedanken getragen, ihn zu verwenden. Im Dreh und im Schnitt hat sich der Film emotional ein wenig woanders hinbewegt. Dieser zweiten Frau kommt eine Art Katalysatorfunktion in der Familie zu. Ihr Fremdkörper-Sein in dieser Familie löst einen Schneeballeffekt aus, der sonst nie entstanden wäre. Deshalb war es für uns naheliegend, dass ein Titel, auf den man zweimal hinschauen muss, mit dem man zunächst nichts verbindet, der uns aber gleich sagt, dass es sich um eine Familie mit einer anderen Sprachen und Kultur handelt, besser geeignet ist. Der Titel ist türkisch und "Kuma" bedeutet wörtlich auf Türkisch "Zweitfrau", es gibt ein Wort für genau jene Frauen, die erst später in die Familie hineingeheiratet werden.

Sie haben zuletzt mit dem mittellangen Film Papa den First Steps Award gewonnen. Ist die Familie das Feld, aus dem Sie ihre Inspirationen schöpfen und das sie als die naheliegendste Quelle dramatischer Stoffe betrachten?
Umut Dağ: Ja. Wenn man versucht, eine Geschichte zu erzählen, muss man ja auch darauf achten, was man selber mitfühlen kann, wo man selber eine Verbindung hat. Man kann durch viel Recherche einen Ankerpunkt finden, aber man wird bald einmal beginnen, in sich selber Dinge zu suchen und aus dem inneren Gefühlskreis zu schöpfen. Da ist die eigene Familie natürlich das Naheliegendste. Wir haben ja alle unsere eigenen Emotionen, Neurosen, Freuden, Ängste, Trauer und Traumata in unseren Familien. Die eigenen Erfahrungen sind für mich aber nicht der bestimmende Gedanke zum Erzählen will. Ich gehe nicht her und überlege, wie ich meine Emotionen in einer Filmgeschichte verarbeiten kann. Es ist auch viel Zufall dabei. Bei Papa spielte mein persönlicher Kontakt zum Hauptdarsteller eine große Rolle. Mit ihm habe ich Musikvideos und eine Doku gedreht, so habe ich seine Lebensgeschichte erfahren, die mich wiederum inspiriert hat. Jetzt war diese Mutterfigur der Ausgangspunkt, die ich durch meine Mutter und ihre Bekannten und Verwandten im Umkreis kenne. Es sind starke Mutterfiguren einer Generation, die soviel Trauer und Hoffnung in sich birgt, weil sie sich für ihre Kinder und Familien aufgibt und sobald die Kinder erwachsen sind, stehen sie da und haben nichts mehr. Das bewegt und beschäftigt mich sehr und dieser Film berührt diesen Aspekt noch immer nicht genug. Das ist ein Thema, das ich irgendwann explizit mit meiner Koautorin Petra Ladinigg angehen will.

Die Geschichte von Kuma entsteht in einem Graubereich der miteinander verschwimmenden Kulturen, wo keine klaren Linien gezogen werden können.  Ihre Erzählweise transportiert diese Verwirrung und sie wird in gewisser Weise zur Strategie gegenüber dem Zuschauer, der sich erst nach und nach zurechtfinden kann und den Sie auch bewusst in die Irre führen. 
Umut Dağ: Am Anfang wird hektisch erzählt und man führt den Zuschauer auch ein bisschen in die Irre. Irgendwann steht der Zuschauer vor der Frage ? Was geht da jetzt ab? Das war keine Strategie, sondern für Petra Ladinigg und mich erzählerische Notwendigkeit, um dem Zuschauer verschiedene Aspekte näher zu bringen. Am Anfang des Films steht der Versuch, die Familie zu etablieren, was in der Hektik der Hochzeit und einer Verabschiedung nur sehr schwierig ist. Wenn man den Film ein zweites Mal ansieht oder ihn reflektiert, dann erkennt man, dass man im ersten Eindruck vielleicht etwas falsch gespürt hat und das ist für mich ein besonderer Mehrwert. Man soll als Zuschauer mit der Zeit in die Geschichte hineinwachsen, was eine gefährliche Gratwanderung ist, weil man dabei den Zuschauer auch sehr schnell verlieren kann. Wenn man ihm nicht genug Fläche zur Identifizierung gibt, steigt er aus. Das ist eine gefährliche Gratwanderung, die, so hoffe ich, zumindest zum Teil geklappt hat.

Emotion ist auch ein Stichwort, das in Kuma eine große Rolle spielt. Das österreichische Kino hat den Ruf eines kühlen und düsteren Kinos. Ist es Ihnen als junger Filmemacher ein Anliegen, ein stärker emotionales Erzählen in die Kinos zu bringen? 
Umut Dağ: Ich denke nicht darüber nach, was für ein Kino ich als kurdischer Österreicher ins Kino bringen will. Das ist nicht der Grundgedanke, der mich zum Erzählen motiviert. Aber ich bin auch nicht der Mensch, der seine Kamera in einer Totalen in eine Ecke stellt und die Menschen in diesem Rahmen inszeniert und hofft, dass dadurch Emotion und Spannung greifbar und nachfühlbar werden. Es funktioniert bei sehr vielen sehr großen Filmen von sehr großen Regisseuren sehr gut. Ich hätte nicht den Mut dazu, so zu arbeiten. Ich will bei den Schauspielern, in den Emotionen, den Gesichtern, den Augen sein. Ich will im Herzen, im Atem, im Blick drinnen sein, ich will den Blick mitverfolgen, ich will mitfühlen und mitzittern mit den Darstellern in dieser Figur. Und ich habe nicht den Mut, einem Schauspieler in einer statischen Totale zuzuschauen, im vollen Vertrauen, dass das Ergebnis so stark wird, dass man es fühlen wird. Da schneide ich lieber rein und zeige es.

Fühlen Sie sich dennoch vom österreichischen Autorenkino beeinflusst?
Umut Dağ: Natürlich. Das müsste ich allerdings definieren. Ich glaube nicht, dass es den österreichischen Film gibt, obwohl man natürlich gerne dazu tendiert, eine Trademark zu kreieren. Wenn man dennoch den erfolgreichen österreichischen Film hernehmen will, dann fasziniert mich daran, diese absolute Hingabe zum und diese absolute Notwendigkeit von authentischem, wahrhaftigem Erzählen, im Sinne von Emotion.  Dieser Anspruch, wahrhaftigen Menschen dabei zuzusehen, wie sie leben und das in eine Geschichte einzupacken. Das ist etwas, was mich inspiriert hat, daher rührt auch mein Anspruch, dass man Darsteller ansieht und vergisst, dass man einen Film anschaut, sondern mitten drin ist. Das ist ein hoher Anspruch, der mir auch hilft, Schauspieler dorthin zu pushen, weil ich weiß, was möglich ist. Da ist man in Österreich in einer sehr dankbaren Landschaft.

Wie haben Sie Ihre Darsteller gefunden?
Umut Dağ: Gecastet haben wir in Köln, Berlin, Istanbul und in Wien. Laut meinem Produzenten Michael Katz war es das aufwändigste Casting seit Das weiße Band. Ich habe mich für Türkisch als Drehsprache entschieden, obwohl Kurdisch meine Muttersprache ist, weil ich wusste, dass es in Kurdisch noch einmal schwieriger würde, die geeigneten Darsteller zu finden. Unter den türkischsprachigen Schauspielern konnte ich aus einem sehr großen Pool schöpfen.
Wir haben in der Türkei gecastet, weil es klar war, dass die beiden Hauptdarstellerinnen aus der Türkei kommen mussten. Bei Begüm Akkaya war es schnell klar, dass sie Ayse spielen würde. Es war, als hätten wir die Rolle für sie geschrieben. Nihal Koldaş gefiel uns deshalb so gut für die Rolle der Mutter, weil sie eine innere Härte und doch auch eine Zerbrechlichkeit verkörpert. Die Darsteller der Familienmitglieder, die in Wien leben, stammen großteils auch aus Wien und die meisten von ihnen sind Laien. Der Darsteller von Hassan ist übrigens der Hauptdarsteller aus Papa.

Ihre Art zu filmen, sagten Sie, ist es, nahe an den Darstellern dran zu sein. Wie haben Sie mit dem Kameramann Carsten Thiele am visuellen Konzept gearbeitet?
Umut Dağ: Wir haben nicht klassisch aufgelöst und daher sehr viel über Emotionen gesprochen, wie wir sie dem Zuschauer erzählen und wie nahe wir den Figuren sein wollen. Die Erarbeitung der Szenen ist immer erst am Drehtag erfolgt. Ich versuchte, den Darstellern immer so viel Freiraum wie möglich zu lassen und dann haben wir mit der Kamera darauf reagiert. Das war eine sehr große Herausforderung für Licht und Kamera und ich bin sehr dankbar, dass sich alle mit mir darauf eingelassen haben. Es birgt ein erhebliches Risiko, zwar zu wissen, welche Szene gedreht wird, aber nicht, wie viele Einstellungen sie haben, noch in welche Richtung man drehen wird. Das hat toll geklappt.

Sehr viel Feinarbeit scheint auch im Schnitt zu liegen, da Ihre erzählerische Handschrift immer wieder fragmentarische, elliptische Züge hat, die vieles dem Zuschauer zur Ergänzung überlässt.
Umut Dağ: Diese Art des Erzählens ist aber schon im Drehbuch festgehalten. Es gibt nur ganz wenige Szenen, die wir gedreht haben und die nun nicht im Film sind. Es wurden ein paar Sachen umgeschichtet, wir haben die Erzählweise im Schnitt nicht umgebaut. Es war von Beginn an Petra Ladiniggs und mein Ziel, so natürlich wie möglich zu erzählen, sehr nahe an den Figuren dran zu sein, sehr viel mit Zwischentönen und Blicken zu spielen. Vieles davon war auch schon im Drehbuch festgehalten. Der Rhythmus entsteht natürlich erst durch den Dreh und den Schnitt. Claudia Linzer, die zuvor Inside America geschnitten hat, hat da eine sehr tolle Arbeit gemacht. Ich war sehr glücklich, im Boot zu haben, weil sie so gut zwischen den Tönen lesen kann, ein so großes Talent und auch so viel Geduld mit mir hat.

Arbeiten Sie mit Petra Ladinigg als Drehbuchautorin schon seit längerem zusammen?
Umut Dağ: Ohne Petra Ladinigg gäbe es diesen Film nicht, hätte die Wega Film auch nie ein Drehbuch in die Hand bekommen. Ich habe vor vier, fünf Jahren die Idee erzählt. Da war es nicht mehr als ein Versatzstück, wo es auch um eine Zweitfrau ging. Ich selbst habe zu großen Respekt vor dem Drehbuchschreiben und wollte daher mit jemandem zusammen schreiben, der sein Handwerk beherrscht, der beurteilen kann, wie das Geschriebene dann filmisch wirken kann. Ich habe Petra damals gesagt – Ich will auf keinen Fall, dass KUMA mein erster Film wird. Es war ein langer, sehr prägender und lehrreicher Prozess. Mit Petra schreibe ich ständig an verschiedenen neuen Sachen, wir haben auch vor einem halben Jahr wieder eine Drehbuchentwicklungsförderung bekommen für eine Familiengeschichte. Ich sehe aber meinen Fokus fürs eigene Tun eindeutig in der Regie.  Ich erachte es aber als normal, dass man als Regisseur den Entstehungsprozess eines Films in allen Bereichen begleitet, von seinem Anfang bis zur Premiere und noch darüber hinaus. Da gehört das Drehbuch eben dazu.

Worin erleben Sie den Reiz des Regie-Führens?
Umut Dağ: Ich habe sehr oft das Gefühl, dass es das Einzige ist, was ich kann. Ich habe sehr viel Zeit in meinem Leben verschwendet, mit der Suche danach, was ich wirklich will. Nichts hat mich so gepackt. Es war immer mein Ziel, eine Tätigkeit nicht nur aus Gründen der Lebenserhaltung auszuüben, sondern einen Beruf zu haben, wo ich nicht darüber nachdenke, dass es einer ist. Bei Regie hat es dann einen Klick gemacht und als ich begann, erste Fingerübungen zu drehen, war das auch das erste Mal in meinem Leben, wo ich mich wochenlang ganze Nächte in etwas vertiefen konnte. Wenn ich hier im Tonstudio übernachten muss, weil wir nicht fertig werden, dann hinterfrage ich das nicht. Das gehört dazu.  Ich bin mir bewusst geworden, dass ich Dinge erzählen will und habe hoffentlich ein Gespür, das mich in die richtige Richtung leitet.

Interview: Karin Schiefer
Jänner 2012