FEATURE

WITH CLOSED EYES von Mansur Madavi

"Ich lasse den Dingen die Zeit, die sie brauchen", beschreibt der in Aserbaidjan geborene und in Wien lebende Filmemacher Mansur Madavi seine Arbeitsweise.

Die einzigen, von denen er sich im Laufe der Produktion seiner jüngsten Arbeit With Closed Eyes jedoch unter zeitlichen Druck setzen ließ, waren die Kinder, die während dieser poetischen Reise in die Kindheiterinnerungen des Jungen Lorenzo Montalabán eine wichtige Rolle spielen. Denn Kinder wachsen während einer längeren Unterbrechung der Dreharbeiten davon. Sie preschen ins Leben, auch wenn die präzise Kamera Madavis auf ihnen ruhen bleibt. Und With Closed Eyes musste eine ganze Weile auf die (bescheidenen) finanziellen Mittel warten, die die Fertigstellung ermöglichten.

Madavis Filme sind Manifeste gegen die Schnelllebigkeit und für den kompromisslosen wie konsequenten Respekt des künstlerischen Anspruchs. Marktorientierte Einschränkungen durch Produzenten lehnt der Regisseur ebenso strikt ab wie Wertemaßstäbe, die von außen an seine Arbeit angelegt werden. Was für ihn zählt, ist, inwieweit sich seine Vorstellungen im Kopf mit dem, was die Leinwand reflektiert, decken. Sein Credit steht für den Autorenfilm in reinster Form: Drehbuch, Regie, Kamera und auch Produktion, koste dies möglicherweise alle Zeit der Welt, keinesfalls jedoch künstlerische Authentizität. "Meine Filme erzählen eine Art verdichteten Realismus, der manchmal etwas Magisches hat. Für die meisten Menschen ist die Magie nicht mehr wahrnehmbar" resümiert Madavi. With Closed Eyes ist eine Erzählung zwischen Traumwelt und Wirklichkeit: In einem entlegenen Dorf in der chilenischen Bergwüste, einem offenbar zeit- und geschichtslosen Ort, der sich selbst überlassen scheint, zieht dennoch die Ära Pinochet ihre Spuren. So streng und rigoros wie seine Auffassung vom Filmemachen, so klar und pur sind Madavis Bilder, denen es gelingt Momente von Stillstand und Unendlichkeit auf die Leinwand zu bannen. (ks)