Die Filmemacherin Kat Rohrer hat lange genug in Wien und auch in New York gelebt, um zu wissen, dass man da wie dort etwas
vermisst. In Österreich war es die frappierend geringe Präsenz von Queerness in filmischen Erzählungen, die einen guten Grund
bot, etwas dagegen zu tun. Ihre romantische Komödie WHAT A FEELING ist getragen vom Kontrast zwischen zwei Familien, vom Unverständnis zwischen zwei Frauen und vom Wunsch, kurz eine heitere
und heile Welt zuzulassen.
War es an der Zeit, im österreichischen Kino fürs breite Publikum eine romantische Komödie zu erzählen? War es an der Zeit,
dass eine Frau das tut? Ist es an der Zeit, dass eine Liebesgeschichte von zwei Frauen fürs breite Publikum ins Kino kommt?
KAT ROHRER: Ich denke, wir sind der erste Mainstreamfilm in Österreich, der eine Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen erzählt. Was ich
erst im Nachhinein festgestellt habe, es ist auch der erste österreichische Spielfilm, in dem Dragqueens vorkommen. 2023!
Crazy! Wenn man an andere Länder denkt
Priscilla kam in den neunziger Jahren in Australien raus, To Wong Foo ebenfalls in den neunziger Jahren. Das ist dreißig Jahre her und bei uns gab es noch keinen Einzigen. Also das war nicht
mein erster Impuls. Grundsätzlich gesagt: Es geht mir um Repräsentation von queeren Geschichten, vor allem von Liebesgeschichten.
Man findet bei den Streamern unheimlich viele queere Liebesgeschichten, vor allem mit jungen Leuten. Nicht, dass ich damit
nichts anfangen kann, aber es ist halt nicht mein Leben. Ich habe in WHAT A FEELING zwei Protagonistinnen, die älter sind
als ich, damit kann ich mich besser identifizieren. Es wird immer wieder thematisiert, dass Frauen über fünfzig wenig Rollen
bekommen. Das ist schade und das gehört geändert. Es ging mir auch darum, eine Liebesgeschichte zu erzählen, die gut ausgeht.
Davon gibt es im queeren Film auch zu wenig. Entweder bleiben sie offen oder es ist alles schrecklich oder jemand stirbt.
Ein Happy End ist selten. Der angloamerikanische Markt geht gerade wieder durch eine Phase – Kill your queers nennt man sie
– , die es schon 2016 einmal gab, wo im Fernsehen zwar viele queere Paare vorkommen, die queeren Figuren aber immer ermordet
werden. Es gibt zwar Repräsentation, es werden aber die Charaktere immer wieder gekillt.
Wie wird das Thema lesbische Komödie aufgenommen, wenn man in Österreich in die Finanzierung geht?
KAT ROHRER: Ich glaube, die Leute waren am Anfang schon ein bisschen nervös. Weil es davon noch nicht viel gibt, stand die Frage im Raum:
Wird sie es schaffen, eine queere Liebesgeschichte so breit für ein größeres Publikum zu erzählen? Ich bin sicher, dass wir
es geschafft haben, denn letztendlich ist es eine Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen. Es fügt sich halt, dass es sich
um zwei Frauen handelt. Ich kenne einige Frauen, denen das in der zweiten Hälfte des Lebens „passiert“ ist, das heißt jetzt
nicht, dass sie dezidiert lesbisch sind, sondern sie haben sich halt in einen Menschen verliebt. Man merkt auch in der Gesellschaft,
dass sich die strengen Formen des „Was bist du jetzt?“ auflösen. Ich klinge jetzt wie 105, aber als ich jünger war, musste
man sich deklarieren: Ist man jetzt lesbisch, schwul oder straight? Mittlerweile gibt es eine viel größere Offenheit diesem
fluiden Bereich gegenüber. Man kann bi, poly
alles Mögliche sein. Daher trauen sich mehr Leute da jetzt drüber.
Die Bedeutung von Repräsentanz haben Sie bereits erwähnt. Ich sehe noch ein Thema, das sich darüber ordnet: Anderssein, Selbstakzeptanz,
Dazugehören. Lag Ihnen auch dieses Über-Thema am Herzen?
KAT ROHRER: Ja. Vor allem in der österreichischen Gesellschaft, wo man noch stark in den alten Strukturen festgefahren ist und sich sehr
um die Frage kümmert Was sagt die Gesellschaft | die Umgebung dazu? Da muss es nicht um Queerness gehen. Der Grund liegt,
glaube ich, in der Kleinheit des Landes, wo selbst die größte Stadt nicht gerade riesig ist. Ich halte es für so wichtig,
sich zu befreien, sein bestmögliches Leben zu leben und glücklich zu sein, auch wenn es nicht allen passt. Das war mir ein
Anliegen – zu erzählen, dass man das auch in der österreichischen Gesellschaft hinterfragen kann. Dafür steht eine meiner
Protagonist:innen, Marie-Theres; sie ist in Normen gefangen, die sie sich selbst oktroyiert hat und sie sieht zu Beginn keinen
Ausweg. Durch Fa, die ihrerseits in sich selbst oktroyierten Konventionen steckt, lernt Marie-Theres loszulassen. Genau genommen
lernen sie miteinander. Wir können nur für uns selbst Konventionen aufbrechen, die Umwelt akzeptiert es dann eh meistens.
What a Feeling, der Song aus Flashdance ist titelgebend. Es kann vorkommen, dass ein Song allein den Anstoß zur Geschichte liefert und es
vor allem der und kein anderer sein darf. War dies bei Ihrem Film der Fall?
KAT ROHRER: Die Wahrheit ist, Nein. Es ist zufällig passiert. Als ich das erste Treatment geschrieben habe, dachte ich mir, wir haben
hier eine Figur, die ein bisschen verklemmt ist, nun etwas zuviel getrunken hat, weil gerade ihre gutbürgerliche Welt zusammenbricht;
sie ist in ihren Fünfzigern und ich stellte mir die Frage, welcher Song würde ihr Lust machen, endlich mal locker zu lassen
und zu tanzen. Das war dann What A Feeling. Ich kann nicht sagen, dass es mein absoluter Lieblingssong ist. Wenn ich etwas aus der Ära für mich wählen würde, wäre es
eher It’s Raining, Man oder Summer of 69. Das passte aber weniger. Dann wurde der Song immer essentieller für den Film. Viel später habe ich mir den Text im Detail
angehört und herausgefunden, dass er so richtig gut zum Film passt. Da war viel Zufall dabei, offensichtlich eine unbewusste
Wahl.
Komödie ist bekannt als besondere Herausforderung. Gab es Vorbilder, die Sie inspiriert haben?
KAT ROHRER: Ja, es war gewiss angelehnt an die amerikanischen Komödien der neunziger Jahre. Mit dem RomComs der neunziger Jahre, da gab
es ja eine ganze Welle, bin ich aufgewachsen.
Sie sind ja doppelt sozialisiert: Nach einer Jugend in Wien haben Sie sehr lange in den USA gelebt. Ihr Blick auf Wien ist
einer von innen und von außen zugleich. Über welches Wien wollten Sie sich auch lustig machen?
KAT ROHRER: Der Film ist meine grantige Liebeserklärung an Wien. Wien ist eine wunderschöne Stadt, manchmal tu ich mir mit den grantigen
Menschen schwer, andererseits liebe ich diesen grantigen Kellner hier im Café. Ich wollte mich über das Getratsche lustig
machen, die Steifheit und den Konservativismus. Alle haben immer eine Meinung zu allen anderen Menschen. Das beste Beispiel
sind die beiden Freundinnen von Marie-Theres, die immer super freundlich sind und sich hinter ihrem Rücken das Maul zerreißen
und daran auch nichts Falsches sehen. Das „Ausrichten“ ist ihr Liebesbeweis. Solche Leute gibt es. Sie meinen es nicht besonders
böse, man macht es halt.
Dazu gibt es auch eine Gegenwelt: die persische Großfamilie. Wie kam es, dass Ihre „Kontrastfamilie“ der iranischen Community
angehört?
KAT ROHRER: Dafür war meine Freundschaft mit Proschat Madani ausschlaggebend. Wir sind seit über zwanzig Jahren beste Freundinnen. Ich
kenne ihre Familie und ihre Geschichte sehr gut. Das ist mir alles sehr vertraut. Ich hätte mir schwergetan, über etwas zu
schreiben, das ich nicht kenne. Durch Proschat und ihre Familie weiß ich, wie es da zugeht. Proschat hat das Drehbuch mehrmals
gelesen und sich immer wieder eingebracht.
Familie per se ist zentrales Thema und Quelle der Komik: Mit der gutbürgerlichen Modell-Familie und dem Gegenpart der iranischen
Familie ergeben, haben Sie ein ergiebiges Kontrastfeld. Was wollten Sie grundsätzlich über Familie erzählen?
KAT ROHRER: Familie ist uns allen wichtig und kann gleichzeitig sehr einengend sein. Oft traut man den Menschen, die einem am nächsten
sind, die Wahrheit nicht zu, aus Angst sie zu verletzen. Das ist bei Fa und ihrer Mutter und ihrer Schwester der Fall; das
trifft auch auf Marie-Theres und ihre Tochter zu, der sie nicht zutraut, reif genug zu sein, die Trennung der Eltern zu verarbeiten.
In Wirklichkeit erweist sich die Tochter als die „Erwachsenere“ der beiden. Ein weiteres Thema unter vielen anderen zwischen
Fas Mutter und Schwester ist das Älterwerden. Damit müssen wir uns alle früher oder später beschäftigen, wenn unsere Eltern
älter werden. Was ist da der richtige Weg, die ältere Generation nicht zu bevormunden und sich gleichzeitig um sie zu kümmern?
Ich kenne viele Mütter, die so sind wie Fas Mutter, nämlich sehr bestimmend. Meine Familie ist voll solcher Frauen. Ich denke,
wir können uns alle mit der Situation identifizieren, wenn die Mutter sagt: „Was hast du denn da schon wieder an? Warum kannst
du dich nicht besser anziehen?“ Diese familiären Dynamiken kennt jeder, ob sie nun persisch oder österreichisch sind.
Sie bilden drei Generationen ab und verweisen auch auf zahlreiche gesellschaftlich relevante Themen: #MeToo, das ökologische
und antikapitalistische Engagement der Jugendlichen, Work-Life-Balance, Diversität... Wie haben Sie versucht, mit wenigen
Mitteln eine Momentaufnahme der Gesellschaft zu schaffen?
KAT ROHRER: Der Drehbuch-Prozess war ein langer und sehr wichtiger Prozess. Ich hatte mit Wolfgang Widerhofer und Malina Nwabuonwor sehr
gute dramaturgische Begleiter:innen, mit Malina eine junge und diverse Stimme. Ich wollte die verschiedenen Generationen abbilden,
vor allem aber auch mit Bezug auf ihr Verhältnis zu Queerness. Jede Generation hat ein anderes Verständnis und eine andere
Akzeptanz. Junge Menschen fragen höchstens, „Und? Was ist der big deal?“ Für Leute wie Bigi, die im Film die Bar führt und
jetzt in ihren Sechzigern ist, war das ein ganz anderes Thema. Und für Fas Mutter ist es noch einmal ein größeres Thema. Es
ging mir um eine Kernerzählung und auch darum, von den verschiedenen Welten zu erzählen. Wir leben in einer diversen Welt,
ich habe Nichten, die in ihren Zwanzigern sind, ich bin Anfang vierzig und merke, dass da schon wieder andere Welten nachkommen.
Sie engagieren sich, sie kritisieren und da entsteht ein spannender Dialog. Auch wenn man im Auge behalten muss, dass sie
sich aus ihrer Komfortzone heraus engagieren. Das trifft auch auf Anna, die Tochter von Marie-Theres, zu: Sie mag Recht haben,
aber ihre Kommentare kommen aus einer „safe zone“, wo nicht die Existenz auf dem Spiel steht.
Sie haben zwei Hautpdarstellerinnen – Caroline Peters und Proschat Madani –, die beide keine Wienerinnen sind. War es Ihnen
wichtig, dass beide das „Fremdsein“ in Wien persönlich erfahren haben und in die Geschichte mitbringen?
KAT ROHRER: Es war ein Wunsch von mir, dass beide Erfahrungen mit dem Fremdsein in Wien haben. Dass es bei Marie-Theres | Caroline Peters
auch eine Rolle spielt, würde man bei einer Deutschen, wo es keine Sprachbarrieren gibt, nicht vermuten. Fa macht sehr deutlich,
wie sehr sie zwischen allen Stühlen sitzt, weil sie nicht iranisch genug ist für die einen und nicht österreichisch genug
für die anderen. Diese Wahrnehmung, dass es kein wirkliches Zugehörigkeitsgefühl gibt, kenne ich sehr gut von Proschat, mit
der ich mich sehr oft darüber unterhalten habe.
Haben beide etwas ins Drehbuch eingebracht und einander früh kennengelernt?
KAT ROHRER: Proschat stand bereits fest und Caroline Peters kam im Herbst 2021 an Bord. Ich hab ihr immer wieder Drehbuchfassungen geschickt.
Wir haben aber in der Probenphase oder erst am Set noch viel erarbeitet. Ich bin ja keine Drehbuchautorin, die auf ihren Zeilen
beharrt. Bei ein paar Sachen habe ich darauf bestanden, nichts zu ändern, weil der Sprachrhythmus exakt war. Wenn jemand einen
Satz wirklich nicht über die Lippen kriegt, dann gehöre ich nicht zu denen, die sagen „Du musst es machen“. Wenn ihnen gemeinsam
etwas Besseres einfällt, dann ist das sehr willkommen. Filmemachen ist eine kollaborative Arbeit. Ich kann keinen Film alleine
machen. Ein Film ist das, was er ist, weil Caroline oder Proschat ihren Text ändern, weil Kameramann Michael Schindegger auch
Inszenierungsideen hat, weil Constanza Meza-Lopehandia die Kostüme mit all ihren Details so aussucht usw. Wir sind als Team
zusammengekommen und in den sechs Wochen Drehzeit wirklich als Familie zusammengewachsen, weil alle mit Herzblut dabei waren.
Wie haben Sie für diesen ersten langen Spielfilm den Castingprozess und vor allem die Arbeit mit den Schauspieler:innen erlebt?
KAT ROHRER: Die Arbeit am Set und vor allem die Arbeit mit den Schauspieler:innen ist das, was mir am meisten Spaß macht. Da bin ich
wie ein Fisch im Wasser. Ich bin durch meine Tante mit einer Schauspielerin im nahen Umfeld groß geworden, ich denke, ich
bringe Verständnis mit, ich habe einen guten Draht und wichtig war mir, einen safe space zu schaffen, besonders für die Liebesszenen,
wo sie sehr vulnerabel sein müssen. Da war auch die Frage, wer von der Crew am Set anwesend war, entscheidend. Da hatte ich
meine Policy, die perfekt aufgegangen ist. Es gab einen besonders respektvollen Umgang und diese Atmosphäre schaffte den safe
space. Die tolle Teamarbeit war wirklich das, was ich an positiver Erfahrung bei diesem ersten Spielfilm hervorkehren möchte.
Ich würde mit jedem:r Einzelnen wieder einen Film machen. Wir hatten unheimlich viel Spaß. Es war ein sehr konzentriertes
Arbeiten, das mit 26 Drehtagen und einigen Herausforderungen sehr knapp bemessen war. Das Casting war nicht einfach, da hat
sich aber alles immer wieder sehr glücklich gefügt. Die einzige Schwierigkeit war, die persische Mutter zu besetzen, weil
es in diesem Alter keine professionelle persische Schauspielerin in Österreich gibt. In den meisten Fällen ist diese Generation
geflüchtet und musste ihre Familie ernähren. Wir hatten das Glück, Gohar Nurbachsch in Wien zu finden. Beim zweiten Casting
war auch Proschat dabei, weil klar war, dass sich die beiden gut miteinander verstehen mussten. Da sind schnell die Mauern
gefallen. Gohar hat sich durch ihre Natürlichkeit ausgezeichnet und es war dann die Chemie zwischen den beiden ausschlaggebend.
Ich wusste, wenn es zwischen den beiden passt, dann würde es auch mit Anton Noori und Nicole Ansari-Cox funktionieren. Es
war uns beim Dreh wichtig, Gohar gut einzubetten, da sie noch nie zuvor an einem Set war. Roxy Stern hat sie gecoacht und
mit Anton und Proschat haben wir danach getrachtet, eine persische Familie zu schaffen. Proschat, Anton und Nicole haben quasi
eine Familienaufstellung gemacht, um herauszuarbeiten, wer wie zur Mutter steht. Damit haben wir zwei Tage verbracht und sie
haben sich dann aufgeführt wie eine Familie, besonders die Geschwister, und alle haben sich um Gohar gekümmert. Da bin ich
auch sehr stolz darauf. Es war sehr schön, diese persische Welt zu kreieren.
Sie haben nicht nur lange in den USA gelebt, sondern auch Ihre Film-Ausbildung dort absolviert. Was haben Sie filmisch dort
gemacht und auch nach Österreich mitgebracht?
KAT ROHRER: Ich habe an der School of Visual Arts in New York studiert. Das ist eine sehr praxisorientierte Schule, die Ausbildung ist
sehr breit gefächert. Im ersten Jahr macht man fast alles, die Spezialisierung kommt erst später. Man muss jedes Semester
einen Kurzfilm machen und auch den Kolleg:innen helfen. Dadurch macht man viele Positionen durch und kommt mit vielen Skills
raus. Da ich gut in Ton und Kameraassistenz war, hatte ich gleich nach Abschluss meinen ersten Kameraassistenz-Job. Ich hab
für praktisch kein Geld gearbeitet, bin aber von einem Kameraassistenz-Job zum nächsten und habe wichtige Erfahrungen gemacht.
Ich wollte immer direkt am Set arbeiten, von den Regisseur:innen und die Technik lernen. Das ging einige Jahre so. Als dann
meine erste Lang-Doku rausgekommen ist, wollte mich niemand mehr engagieren, weil ich dann als Regisseurin galt. Außer Make-up
und Kostüm habe ich jede Position am Set irgendwann eingenommen, habe daher ein Verständnis dafür, was ein Department braucht
und kann realistisch einschätzen wie man, wenn man budgetär limitiert ist, noch immer das Beste für den Film rausholen kann.
Der größte Unterschied zum Arbeiten in den USA ist das AD-System. Wir haben für WHAT A FEELING das amerikanische System übernommen,
weil es auch meine Regieassistentin Susanne Novotny so wollte. Es macht mehr Sinn aus meiner Sicht, weil die Arbeitsabläufe
logischer sind. Der größte Unterschied besteht darin, dass es sich um ein eigenständiges Department handelt, das Drehpläne
erstellt, Schauspieler:innen koordiniert und in Absprache mit den anderen Abteilungen die Drehtage strukturiert .
War es von Beginn an Ihr Ziel, einen Crowd-Pleaser ins Kino zu bringen?
KAT ROHRER: Ja. Als ich an WHAT A FEELING zu arbeiten begann, war gerade Pandemie, ich erlebte persönlich gerade eine Trennung, es war
alles furchtbar. Daher wollte ich eine Liebeskomödie. Ich wollte eine heile, bessere Welt, mit einem sozialen Anspruch. Da
muss ich mir selber treu bleiben. Ich könnte keine lustige Geschichte ohne entsprechenden Kontext erzählen, aber ich wollte,
dass die Leute glücklich tanzend aus dem Kino gehen, weil mir persönlich das gefehlt hat. Ich bin auch erst draufgekommen,
wie sehr mir in Österreich die Repräsentation auf der Leinwand fehlt. In den USA ist mir das weniger aufgefallen. Dort dreht
man den Fernseher an und begegnet wesentlich mehr Repräsentation. Als ich dann in der Pandemie hier saß und natürlich auch
österreichisches Fernsehen geschaut habe, ist mir aufgefallen, dass es nichts gab, wo ich mich wiedererkennen konnte. Wenn
es mir schon so geht, die ich durch Amerika verwöhnt bin, wie muss es dann Leuten meines Alters oder jüngeren Menschen gehen?
Ich habe, wenn ich in diesen zwanzig Jahren, in denen ich hauptsächlich in den USA und immer nur kurz in Wien war, das gesellschaftliche
Umfeld hier weniger wahrgenommen. Wenn man wieder meistens hier lebt, sich neu einfindet und seinen Freundeskreis erweitert,
dann wird man sich erst des Unterschieds bewusst. Wenn ich zu meinen Kindheitsfreunden auf Partys gehe und ich bin weit und
breit die einzige queere Person, dann fühlt man sich wie ein Außenseiter. In meinem Alter, zu einem Zeitpunkt nicht liiert,
nicht verheiratet, ohne Kinder und queer zu sein, das finden dann alle ganz spannend. In New York war das kein Thema, da war
das Interessanteste an mir, dass ich aus Österreich komme, aber niemanden hat mein Liebesleben interessiert.
Mit welchen Wünschen und mit welcher Ambition gehen Sie aus WHAT A FEELING ins nächste Projekt?
KAT ROHRER: Zunächst wünsche ich mir, dass wir für diesen Film viele Zuschauer:innen haben, ein breites Publikum erreichen und dass ich
ganz bald wieder Regie führen und am Set stehen kann. Das will ich, denn am Set fühle ich mich am wohlsten. Ich arbeite schon
am nächsten Buch. Es wird auf alle Fälle frauenzentriert sein. Das sind die Charaktere, die ich kenne. Mein nächstes Buch
beruht auf einer wahren Geschichte in einem historischen Kontext mit einer starken Frauenfigur.
Interview: Karin Schiefer
Februar 2024