INTERVIEW

Oscars 2013: ein Gespräch mit Veit Heiduschka

 

Eines ist klar: weder mit Hanekes erstem Drehbuch noch mit dem für Müllers Büro würde ich heute eine Förderung bekommen.

Veit Heiduschka über Oscar-Verleihung und Oscar-Gewinn


Sie sind seit wenigen Tagen zurück aus Los Angeles. Wie hat Ihre letzte Woche ausgesehen?
Wir sind am Dienstag um 4h Früh losgefahren und am Mittwoch 18.30 Los Angeles-Time (also + neun Stunden) ging’s gleich nach der Ankunft zur ersten Party los, zu der alle nominierten Produzenten von der Academy und der Producers Guild eingeladen waren. Es war ein Essen, das in einer sehr amikalen Atmosphäre ablief, ohne dass wir einander als Konkurrenten wahrgenommen haben. Roger Corman war da, Harvey Weinstein, etwas verspätet kam dann noch Howard Koch, der Präsident der Academy, der schon von einer anderen Party kam. Leider war mein Englisch nicht gut genug, um den Schmäh, der geführt wurde, in allen Details zu verstehen. Übers Geschäft wurde an diesem Abend überhaupt nicht geredet. Warum sollte die junge Produzentin von Tarantino mit uns über Geschäft reden? Wir würden das vielleicht gerne tun. Aber man hat sich in die Augen geschaut und kann dann später vielleicht mal telefonieren. Es war vielmehr ein Abend mit einem geselligen Essen und Smalltalk, wo wir uns auf alle Fälle unter Gleichen, wie in einer Familie aufgenommen fühlten. Das hängt damit zusammen, dass die Nominierung allein in den USA bereits sehr viel gilt. Am nächsten Tag gab es doch ein paar geschäftliche Termine, die sich aber bereits vor der Nominierung angebahnt hatten und der nächste Oscar-Termin war dann die Vorstellung der fünf Kandidaten für den Auslandsoscar.

Wie angespannt haben Sie am Sonntagnachmittag das Dolby Theatre betreten?
Veit Heiduschka: Ich hab nicht einmal einen hohen Blutdruck gehabt. Wir sagten uns, „Kriegen wir was, ist es gut, kriegen wir nichts müssen wir trotzdem weiterarbeiten“. Ich kann ja nicht in Pension gehen, weil jetzt aufgrund der Oscar-Nominierung die Millionen am Konto sind. Einzig der Verleih in den USA wird dank des Oscars und der Nominierungen nochmal zulegen, DVD-, VOD- und TV-Verwertung werden leichter und man bekommt beim Fernsehen mehr Geld für den Film. Für „Best Film“ hatten wir ja statistisch betrachtet eine maximale Chance von ausgerechneten 11,1%, aber ein Amerikaner erzählte mir mal halb ernst, halb scherzend: „Den Auslandsoscar wünschen wir euch, denn ihn können wir nicht haben, eine Nominierung lassen wir auch noch gelten, aber dass ihr unsere „golden boys“ ins Ausland mitnehmt, das kommt nicht in Frage.“ Ein Körnchen Wahrheit ist wohl dabei. Wir haben einen sehr schönen Film, aber für amerikanische Verhältnisse ist es ein sehr kleiner Film. Und dafür waren wir in der Königsklasse nominiert: Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch, Beste Darstellerin.  
Da konnten wir schon entspannt sein. Am Tag vor den Oscars haben wir dann noch den Independent Spirit Award bekommen, der in einem Zelt vergeben wurde, was uns zuerst ein bisschen misstrauisch gemacht hatte, vergeben, es entpuppte sich dann als ein besonders schön dekorierter Raum, die Moderation war hervorragend, die Stimmung unglaublich gut, das können die Amerikaner wirklich gut. Somit hatten wir einen Preis schon in der Tasche. Und es war uns bewusst, dass die anderen fremdsprachigen Filme auch hervorragend waren, vor allem der chilenische Film No war ausgezeichnet – lustig, ernst, politisch und publikumswirksam. Dem habe ich sehr gute Chancen eingeräumt.

Waren Sie sehr erleichtert, als das Wort „Amour“ fiel?
Veit Heiduschka: Im ersten Moment hat nur das Hirn gearbeitet: Ich dachte, „Jetzt muss er aufstehen, seine Frau küssen, nach vor gehen, nicht über die Stufen stolpern und nicht stottern bei der Rede...“ Rundherum haben alle gejubelt, ich hab mich auch gefreut, ohne jetzt himmelhochjauchzend zu sein, dann hätte ich bei Das weiße Band ja auch zu Tode betrübt sein müssen.

Wie schon bei der Nominierung von Das weiße Band fuhr auch dieses Mal das Team der Wega-Film dabei. Eine Honorierung für viel harte Arbeit?
Veit Heiduschka: Das ist gewiss so, denn bei jedem Film arbeitet das Team der Wega-Film direkt oder indirekt mit. Das geht so weit, dass das Büro an Wochenenden besetzt werden muss, dass wir manchmal bis Mitternacht arbeiten. Und alle, die die Wega-Film mittragen, haben sich seinerzeit, als wir die Probleme mit Jedermanns Fest hatten und Kredite aufnehmen mussten, sehr solidarisch verhalten und sind nicht weggegangen. Das haben sie sich verdient. Es heißt zwar immer unterhalb des Titels „ein Film von...“, aber es ist nie ein Film eines Regisseurs allein, es ist immer der Film eines Team.

Sie haben nun 25 Jahre lang mit Michael Haneke produziert, war dieser Oscar-Moment ein Moment einer großen Genugtuung?
Veit Heiduschka: Ja natürlich, aber gleichzeitig habe ich mir auch gesagt, „Was mach ich dann, wenn wir ihn bekommen haben? Ich brauche ja auch Ziele und eine Motivation? Ich habe Dr. Wallentin die Frage gestellt, „Welches Ziel habe ich jetzt noch?“ Und er meinte: „Wiederholungstäter“. Gestern traf ich Umut Dağ, mit dem wir gerade einen neuen Spielfilm, Risse im Beton, vorbereiten und zu ihm sagte ich: „Sie sind der nächste, mit dem wir hinfahren“. Er meinte, er sei zu jung, aber ich sagte ihm: „Wir wollen ja zehnmal mit Ihnen hinfahren“. Filmemachen ist unsere Welt und unser Leben. Würden wir das als Arbeit betrachten, würden wir es weder psychisch noch physisch durchstehen. Film ist ein Fulltime-Job, man verliert jede Großmutter, jeden Freund, jede Freundin, jede Ehefrau, jedes Kind, weil man mit dem Film verheiratet ist. Da gibt es viele private Opfer auch bei den Leuten, mit denen man sich umgibt.

Fällt Ihnen spontan ein, wieviele Filme von Michael Haneke Sie produziert haben?
Veit Heiduschka: Nein. Aber es sind alle Kinofilme außer Funny Games US und Code Inconnu.

War die Filme von Michael Haneke zu produzieren der große Glücksgriff in Ihrer Produzentenlaufbahn?
Veit Heiduschka: Ich war in den achtziger Jahren öfter in Hollywood und kannte dort einen Verleiher/Produzenten, der Blake Edwards-Filme finanzierte. Ich hab in dieser Zeit dort sehr viel gelernt, weil ich Drehbuchbesprechungen mitmachen konnte und er mir Einblick in die Produktionsweise dort gewährte. Er sagte mir: „Wenn du in Österreich Action-Filme drehen willst, kann das nicht gut gehen. Du hast weder die Leute, die das können noch das nötige Geld. Dein Problem ist, dass du einen kleinen Markt hast. Ich kann in den USA auch einen Flop immer noch von der West- an die Ostküste verkaufen. Freud war nicht umsonst ein Wiener, die sogenannten psychologisierenden Filme, das können die Europäer besser als die Amerikaner, das ist dein Feld und da setz dich drauf.“ Bald danach kam Michael Haneke mit seinem ersten Stoff auf mich zu. Natürlich musste ich mir auch überlegen, wie ich das verkaufe. Der Begriff „Arthouse-Kino“ war damals noch nicht geläufig. Es fiel mir ein, dass die großen Rechtehändler Pakete verkaufen und so fragte ich Michael Haneke nach seinen weiteren Ideen. Und er zählte sie nach und nach auf. Beim Überlegen nachts fiel mir dann irgendwann auf, dass sich ein roter Faden durch die Geschichten zog, was er dann später die „Vergletscherung der Gefühle“ nannte. Ich ging zum ÖFI, schlug den ersten Film vor und kündigte gleich an, dass wir eine Trilogie planten. Das löste bei Mag. Schedl zunächst ein mildes Gelächter aus, es hat auch eine Weile gedauert, aber wir haben’s durchgestanden. Wir hatten auch das Glück, dass Der siebente Kontinent nach Cannes in die Reihe Quinzaine des Réalisateurs eingeladen wurde. Bei der Pressekonferenz allerdings waren fünf österreichische Journalisten und der ORF. Dafür, dachte ich mir, muss ich nicht nach Cannes fahren. Ich habe Haneke dann mit diesem Film ein Jahr lang um die Welt geschickt, was ihm viel Zeit und Energie, der Firma viel Geld gekostet hat. Aber er ist sehr eloquent, hatte viel zu seinem Film zu sagen und als wir zwei Jahre später mit Bennys Video wieder in Cannes waren, war nicht genug Platz, um die internationale Presse aufzunehmen, weil man ihn kannte. Die Amerikaner sagen nicht umsonst, „Ein Star wird nicht geboren, er wird gemacht“. Die österreichische Filmförderung hat Hanekes Talent erkannt und ihn damals kontinuierlich gefördert. Schon seine Fernseharbeiten, ich denke an Drei Wege zum See sind als sehr außergewöhnliche Fernseharbeiten wahrgenommen worden. Wir haben die Trilogie durchgestanden und dann kam Funny Games. Bei diesem Film gingen die Produktionskosten in eine Höhe, sodass ich nach einem deutschen Koproduzenten suchte, doch in Deutschland sagte man mir, der Stoff sei unverfilmbar und so wurde es eine rein österreichische Produktion. 1997 war das Jahr, als Isabelle Adjani Jury-Präsidentin war und es kurz vor der Preisverleihung erst zu einer Entscheidung, nämlich zwei Palmen zu vergeben, kam. Adjani hat später in einem Interview gesagt, dass sie Hanekes Film für den einzigen interessanten Beitrag gehalten hatte, dass aber zwei Mitglieder in der Jury massive Opposition gegen diesen Film übten.

Die ersten Haneke-Filme waren nicht gerade Renner in den österreichischen Kinos, was hat sie ermutigt, weiterzumachen?
Veit Heiduschka: Die Qualität. Wir sind im Ausland durchaus freundlich aufgenommen worden, jeder der Filme war in den USA im Verleih. In Frankreich waren wir von Anfang an im Kino. In Deutschland kam Der siebente Kontinent in den Verleih, der zweite und dritte Film allerdings nicht. Deutschland hat Haneke also eher spät entdeckt. Mir war die internationale Kritik wichtiger als das, was hier in Österreich passierte. Auf Funny Games reagierte die österreichische Presse zunächst sehr negativ. Aber Schakale heulen und die Karawane zieht weiter. Ich bin meinen Weg gegangen. Ich habe auch Müllers Büro produziert. Eines ist klar: weder mit Hanekes erstem Drehbuch noch mit dem für Müllers Büro würde ich heute eine Förderung bekommen. Damals hatte man Vertrauen, die Branche war kleiner und die Jury-Mitglieder kannten die Leute, die in ein Projekt involviert waren.

Sie sagten, die Qualität von Michael Hanekes Filmen hat Sie am Ball bleiben lassen. wie würden Sie diese Qualität auf den Punkt bringen?
Veit Heiduschka: Nicht alltäglich. Nicht Schnittlauch auf allen Suppen. Sein Kino steht für einen sehr eigenwilligen, sehr eigenständigen Blick. Bei den ersten Projekten haben wir auch im Drehbuchprozess immer wieder miteinander telefoniert. Es gab auch immer wieder Situationen beim Dreh, wo er meine Hilfe brauchte, ich denke an Der siebente Kontinent, wo es Auffassungsunterschiede mit dem Kameramann gab und wo ich ihn in seinen Vorstellungen unterstützt habe, was uns sicherlich auch stärker zusammengebracht hat. Er sagte auch einmal zu mir, „Sie akzeptieren ja alles, ich darf ja alles machen“ und ich entgegnete ihm: „Herr Haneke, wir sind hier nicht beim Fernsehen, wir dürfen jeden Schilling ausgeben, nur dürfen wir nicht überziehen.“ Bis auf einen Film hat er nie das Budget überzogen. Die ersten Filme haben das eingebrachte Eigenkapital bis heute nicht eingespielt. Die Wega-Film hat seinerzeit viel Werbung produziert und ein Teil dieser Gewinne daraus, hat es überhaupt erst ermöglicht, Hanekes Filme zu finanzieren und durchzustehen. Sonst wäre das nicht möglich gewesen. Auch mit dem Hintergedanken, dass diese Filme später einen Wert behalten. Die ferne Zukunft wird uns erst sagen, ob wir richtig gehandelt haben.

Sie waren gemeinsam mit Michael Katz oscarnominiert in der bedeutendsten Kategorie Bester Film. Michael Katz ist ein Name, der eng mit Michael Hanekes Arbeiten verbunden ist, welche Rolle spielt er in dieser Konstellation?
Veit Heiduschka: Michael Katz war vom ersten Film dabei, anfangs noch nicht als Herstellungsleiter. Zwischen ihm und Michael Haneke hat sich eine sehr starke Bindung und ein großes Vertrauensverhältnis aufgebaut. Michael Katz steht im Verlauf der Produktion an vorderster Front, was ich gar nicht mehr machen könnte. Michael Haneke ist ein kluger Mensch, der sehr klare Vorstellungen davon hat, was er will, dennoch ist er für Ideen immer offen, wägt Vorschläge ab und nimmt sie dann auf oder nicht. Ich denke noch an die Dreharbeiten zu 71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls, als wir plötzlich Schwierigkeiten bekamen, beim Schottentor zu drehen. Haneke brauchte aber unbedingt U-Bahn-Aufnahmen mit dem Jungen und wir haben dann mit versteckter Kamera am Karlsplatz zwei Takes des Jungen, der einmal die Rolltreppe hinunter und einmal hinauf läuft, gemacht. Als es dann herauskam, haben wir uns den Unmut der Wiener Linien zugezogen. Schnell umdenken ist nicht die Sache von Michael Hanke. Er ist genauestens vorbereitet, macht Storyboards, kennt jedes Motiv, braucht Fotos davon. Christoph Kanter, der Set-Designer, hat am Computer die Möglichkeit, dass man ein Motiv mit verschiedenen Optiken anschauen und herumfahren kann. Wenn sich dann etwas ändert, muss er sehr genau nachdenken, wie das in sein Gesamtkonzept passt. Als Regisseur ist er dem Drehbuchautor verpflichtet. Er sagt zurecht, „Ich hatte beim Schreiben bestimmte Vorstellungen, die ich dann verlieren würde und ich fühle mich dem Autor gegenüber verpflichtet. Das klingt jetzt vielleicht schizophren. Seine schönste Arbeit, sagt er, ist der Schneideraum. Da ist der Stress vorbei, da kann man schön arbeiten und noch einmal gestalten.

Schlägt sich diese Erfolgswelle von Amour bei Ihnen als Produzenten finanziell zu Buche?
Veit Heiduschka: Wir spielen etwas mehr als das Eigenkapital ein, das wir mitbringen mussten. Wir produzieren ja auch Dokumentationen und kleinere Industriefilme, um ein zweites Standbein zu haben. Werbung hat in Österreich nicht mehr die Stärke, die es einmal hatte, es gab Zeiten, da haben wir den Spot für Coca Cola Österreich gedreht. Die Auftragsproduktionen des ORF sind auch marginal klein geworden. Die wirtschaftliche Situation der österreichischen Filmproduktion ist nicht die beste. Eine Studie des bm:ukk über einen Beobachtungszeitraum von fünf Jahren hat ergeben, dass alle vom ÖFI in diesem Zeitraum geförderten Filme insgesamt nicht das von den Produzenten zu erbringende Eigenkapital einspielt haben. Dann muss man sich fragen: Wovon leben wir, wenn nicht von der Selbstausbeutung? Der Vorteil ist, dass wir nach sieben Jahren die Rechte haben und ÖFI, FFW und ORF nicht mehr beteiligt sind, abgesehen von den Filmen, die vor 2006 produziert worden sind. Die sogenannte Sekundärverwertung ist ja inzwischen zur Primärverwertung geworden. Kino ist nur noch der Event, um DVD und VOD zu lancieren, die zur Haupteinnahmequelle geworden sind. Im Kino steht Amour bei 87.0000 Zuschauern, Das weiße Band hatte 125.000, das macht schon einen Unterschied. Ich halte mich gerne an G.E.Lessing, der einmal sagte, „Wir wollen nicht gelobt, wir wollen gelesen werden“, ich sage, „Wir wollen nicht gelobt, wir wollen gesehen werden“. Der Film hat € 8,5 Mio gekostet, Österreich hat 10% dazugegeben. Wir müssten in den USA 10 Mio USD Boxoffice-Ergebnis haben, damit Geld zurückkommt. Wir können uns nur über die österreichischen Kinobesuche refundieren. Bei 100.000 Zuschauern kommen an die € 125.000,- zurück. Und wenn es gut geht, ist es nach sieben Jahren ein Film, der eine Trademark hat und den man nach längerer Zeit nocheinmal verkaufen kann. Die Fernsehanstalten kaufen allerdings kaum mehr. Film ist wie Kultur und Kunst ein beinhartes Geschäft geworden, da kann man noch so viel Idealismus haben.

Gibt es schon ein neues Projekt mit Michael Haneke?
Veit Heiduschka: Es wird gewiss eines geben. Die Operninszenierung in Madrid hat ihn jetzt Zeit gekostet, die ihm beim Buchschreiben jetzt fehlt. Er hat eine Idee, die aber noch nicht ausgereift ist, weil er zur Idee auch den Anfang und das Ende braucht, beides ist noch nicht vorhanden. Er ist ja ein sehr fleißiger Arbeiter und kann sich in nächster Zeit gewiss dem Buch widmen. Es wird aber nicht vor 2014 zum Dreh kommen. Alle wollen dabei sein, aber die Summen sind dann doch nicht ausreichend. Die € 13 Mio für Das weiße Band waren am Ende nur durch eine Koproduktion aus vier Ländern möglich. Ich würde liebend gern wie zu Beginn die Filme mit Haneke allein machen, das wäre auch für ihn leichter, weil er keine Rücksichten nehmen müsste. Eine Koproduktion verlangt ganz einfach, dass Manches künstlerisch wie produktionstechnisch einheitlich gemacht wird, auch wenn er sich sehr oft mit seinen Ideen durchsetzen kann. Wolfzeit z.B. war als Drei-Stunden-Film geplant, die Franzosen waren nur bereit mitzugehen, wenn der Film eine Stunde kürzer würde, was auch geschah und wir haben den Anfang des Drehbuchs weggelassen. Das sind Kompromisse, die nicht nur die Produktionsfirma, sondern auch den Autor und Regisseur treffen.

Welcher Haneke-Film ist ihr Lieblingsfilm?
Veit Heiduschka: Da gibt es einige. Ich halte den ersten, Der siebente Kontinent, für einen in sich sehr straffen Film, der einer griechischen Tragödie gleich die Einheit von Ort und Zeit respektiert. Bei Das weiße Band bin ich vom Buch sehr beeindruckt, weil es in einer sehr eigenen fontane-haften Sprache gehalten ist. Doch die Filme sind so facettenreich, dass man sie nicht wirklich untereinander vergleichen kann. Ich möchte mich lieber nicht auf einen Film festlegen.

Interview: Karin Schiefer
28. Februar 2013