«Es hat mich furchtbar gestört zu sehen, wie die Medien berichten und da wollte ich der Welt gerne ein anderes Angebot an
Bildern, Geschichten, Erzählungen und Zuständen machen.»
Nina Kusturica im Gespräch zu Little Alien
Sie haben sich für Ihren neuen Dokumentarfilm ein Thema gesucht, mit dem Du direkt am politischen Nerv in Österreich liegst.
Die Haltung zur Ausländer- und Flüchtlingspolitik scheint hier der Punkt zu sein, wo sich die Geister scheiden und die Wahlen
entscheiden. War das auch der Grund, weshalb Sie sich mit der Flüchtlingsthematik auseinandersetzen wolltest.
Nina Kusturica: Es war die Summe vieler Gründe. Die Flüchtlingspolitik ist ein europäisches Thema, auch wenn es in Österreich
aufgrund seiner Geschichte noch einmal anders diskutiert wird. Es werden in ganz Europa mit diesem Thema Politik gemacht und
Wählerstimmen gewonnen. Darüber hinaus habe ich durch meine persönliche Geschichte einen anderen Einblick in die Welten, die
sich dahinter befinden hinter den schnellen Schlagzeilen. Es hat mich furchtbar gestört zu sehen, wie die Medien berichten
und da wollte ich der Welt gerne ein anderes Angebot an Bildern, Geschichten, Erzählungen und Zuständen machen. Mit
der Recherche begann auch eine lange Suche nach einem Konzept für die filmische Darstellung. Eine Weile zögerte ich auch zwischen
Spielfilm und Dokumentarfilm. Dass ich mich auf Jugendliche konzentrieren würde, war von Anfang an klar, weil sie durch ihre
Kraft der Jugend dem System etwas bieten können und dem Schrecken hier anders begegnen, als wenn man als Familie hier herkommt.
Ich wollte von ihren Kampf erzählen, der mir sehr imponiert hatte.
Wie haben Sie in der Recherche erste Kontakte geknüpft?
Nina Kusturica: Ich habe mich in diese Welten begeben. Einige Leute haben wir in Traiskirchen kennen gelernt, weil es uns
wichtig war, einigen Jugendlichen gleich am Anfang des Einwanderungsprozesses zu begegnen. Burschen, die schon länger hier
leben, leben anders als solche, die gerade erst angekommen sind. In Traiskirchen durften wir nicht mit den Menschen im Lager
sprechen, damit wir dort nichts durcheinander bringen. Wir konnten dann dank von ehrenamtlichen Mitarbeitern Kontakte knüpfen,
haben die Jugendlichen im Ort im Kebab-Haus getroffen oder uns bei den freiwilligen Ausflügen angehängt und so versucht, sie
näher kennenzulernen.
Das Flüchtlingsthema ist per se ein starkes Thema, es birgt nur für einen Dokumentarfilm aufgrund der Schicksale die Gefahr
der Sentimentalität und angesichts der Bürokratie des Zynismus. Irgendwo dazwischen hieß es nun für Sie, einen dramturgischen
Zugang und cinematografischen Blick zu finden.
Nina Kusturica: Es war immer ein großer Kampf zwischen dem Thema, das an erster Stelle gestanden ist und dem Film, der auch
erster Stelle gestanden ist und der es besonders schwer hatte, weil so viele Welten hineinspielen, die den Film daran gehindert
haben ein Film zu werden. Wir mussten mit vielen Un-Bildern und Nicht-Bildern arbeiten.
Was hindert einen Film ein Film zu werden?
Nina Kusturica: Indem einem der Zugang zu den Bildern verwehrt wird. Wir hatten uns ursprünglich gedacht, dass es schwierig
sein wird, das Vertrauen der Jugendlichen zu gewinnen. Das hat sich wider Erwarten sehr schnell eingestellt, weil sie es für
wichtig hielten, ihre Geschichten zu erzählen und den Film auch als den ihren betrachteten. Sie konnten nicht verstehen, dass
die Welt darüber weiß und niemand etwas tut. Behörden wie Helfer wollten aber das Bild, das nach außen geht, unter Kontrolle
halten. Mein Grundbedürfnis als Filmemacherin, insbesondere als Dokumentarfilmregisseurin liegt aber darin, dem Wesentlichen
im Film so nahe wie möglich zu kommen und das, was ich sehe, zu dokumentieren. Ich wollte einen Film machen, der für sich
spricht. Einen Film, den wir nicht mit Schnitten, Musik oder künstlich erzeugten Stimmungen in eine bestimmte Richtung lenken
müssen, sondern den wir so offen wie möglich lassen können. Wir führten einen harten Kampf um diese Bilder. Es war allen ganz
suspekt, dass wir keine Interviews machen wollten. Ich wollte nicht, dass sich die Leute selbst kommentieren, vor allem gibt
man in einer Krisensituation ein ganz eigenes Bild von sich. Unser Wunsch war, über die Zeit hinweg, die wir mit ihnen verbringen,
mehr über sie zu erfahren ? durch ihren Alltag, durch die Gedanken, die sie untereinander in ihren Dialoge, in ihren Freundschaften,
die oft Familienersatz sind, miteinander austauschen. Ich wollte ohne Interviews auskommen, szenisch arbeiten, Situationen
erarbeiten, so etwas, wie einen Spielfilm-Zugang im dokumentarischen Arbeiten.
Hieß das für die konkreten Drehs, dass nun nur Zeitflächen dafür reserviert wurden, ohne dass man genau sagen konnte, was
in dieser Zeit passieren würde.
Nina Kusturica: Kommunikationstechnisch war es oft schwierig, weil die jungen Leute nicht auf die Uhr geschaut haben und auch
sprachlich war es nicht einfach. Wir hatten Angst, dass wir wichtige Termine versäumen könnten Behördentermine, für
die wir eine Dreherlaubnis hatten, weil sie uns nicht richtig kommuniziert wurden oder dass wir das Öffnen eines wichtigen
Briefes versäumen könnten. Wir haben viel telefoniert, oft von Freunden zufällig etwas erfahren, die WGs waren auch in ihrem
Alltag und haben nicht immer sofort an uns gedacht, um uns zu informieren. Die Regieassistentin hat da eine sehr wichtige
und hartnäckige Rolle gespielt und hat mich nach außen sehr gestärkt. Wenn ein Drehnachmittag vorgesehen war, haben wir zuvor
ein Rahmenprogramm festgelegt. Bei den Einvernahmen im BMI durften wir nicht mitfilmen. Wir filmten in der Magistratsabteilung
für Jugendliche und auch in der Diakonie, wo es freiwillige Rechtsberatung gibt.
Kann man sagen, ihr habt eure Protagonisten eine gewisse Zeitlang begleitet?
Nina Kusturica: Wir konnten nichts kontrollieren, weil ja unsere Protagonisten selbst nicht wussten, was in ihrem Leben passiert.
Wir waren an manchen Geschichten dran, manche Leute sind untergetaucht, manche sind weg. Am Beginn des Drehtags standen wir
vor der Frage ? Welcher Film wird es wohl heute? Hätten wir Interviews oder einen Kommentar gemacht, hätten wir auch diese
Lücken füllen können. Das war aber nicht unser filmischer Wunsch.
Der Film zeigt einerseits den Umgang mit dem Flüchtlingsthema in Österreich als Kern, der Aspekt der EU-Außengrenzen
legt sich wie eine Schale darüber. Ging es Ihnen auch um eine Innen- und eine Außensicht?
Nina Kusturica: Grenzen waren mir deshalb wichtig, da wir keine Vorgeschichte und Fluchtgründe rekonstruieren. Ich wollte
den ersten Schritt vom ?Traum Europa? zeigen, der einen sehr großen Vertrauensverlust Europa gegenüber beinhaltet. Dies wird
an den Außengrenzen sichtbar und es wird an körperlichen Misshandlungen spürbar, wie ungeschützt man ist, wenn man ohne Geld
und ohne Schlepper kommt. Laut Dubliner Abkommen sollten die Länder an den Außengrenzen für die Flüchtlinge, die nach Europa
kommen, zuständig sein. Das Land, das ein Flüchtling als erstes betritt, ist das Land in dem er zum Verfahren zugelassen ist.
Das heißt, niemand könnte es je bis in die Länder in Zentraleuropa schaffen, es sei denn, sie fallen vom Himmel. Das System
zwingt die Menschen von Anfang an zu lügen. In den Ländern an den Grenzen ist die Kontrolle eine ganz andere, dort wird Angst
geschürt und Krieg gemacht. Als Filmteam wurden dort anders an der Arbeit gehindert als in Österreich, wo es nur langwierig
war, die Genehmigungen zu kriegen. An den Außengrenzen wurden wir zehnmal täglich kontrolliert, in Griechenland wurde unser
Zimmer von bewaffneter Polizei gestürmt, obwohl wir EU-Bürger in einem EU-Land waren. Wir haben erkannt, dass es in den europäischen
Behörden nicht darum geht, Menschen, die aus Kriegsgebieten kommen, in irgendeiner Weise zu helfen. Wir haben überall gespürt,
mit unserem Blick nicht sehr willkommen zu sein und wir versuchten, während der Dreharbeiten, die über ein Jahr dauerten,
auch die Zurückhaltung und Ablehnung gegenüber der Kamera zu verstehen. Auch die Leute, die uns wohlgesonnen waren, hatten
oft Angst, irgendetwas könnte missverstanden werden. Es ist ein heikles Thema. Wenn man die Leute wie Menschen betrachten
würde, dann gäbe es weniger Grund zu dieser Übervorsicht. Oft hatte ich das Gefühl, die Flüchtlinge werden wie Behinderte
behandelt, als könnten sie nicht selber gehen. Es schien mir sonderbar, wenn man einen Menschen, der im Leben steht,
nicht einfach wie einen normalen Menschen anpacken kann. Selbst die, die für ihren Schutz da sind, behandeln sie nicht wie
Menschen, die eigentlich gleich behandelt werden sollten.
Wovon habt ihr euch in eurer Reiserouten leiten lassen?
Nina Kusturica: In Österreich waren es die Lebensgeschichten der Jugendlichen. An den Grenzen wollten wir zunächst wissen,
welche Außengrenzen es gibt. Durch die afghanischen Jugendlichen waren für uns Griechenland und Türkei interessant und es
ging uns um die Technik, die zur Grenzkontrolle eingesetzt wird. Da ergab sich dann die slowakisch/ukrainische Grenze und
die einzige Landgrenze zwischen Europa und Afrika in den spanischen Enklaven in Marokko. Wir haben von Österreich aus recherchiert,
waren dann einmal ohne Kamera dort, ich hatte da auch Leute, die mich begleitet haben und mir sehr geholfen haben, erste Kontakte
zu knüpfen. Entscheidend ist dann, wie man sich auf der Straße selbst mit den Leuten verknüpft, das ist dann eine Frage der
gegenseitigen Sympathie, ob man ein paar Tage gemeinsam mit der Kamera verbringen kann. In Griechenland wurde uns über die
Polizei ausgerichtet, dass die Jugendlichen noch mehr verprügelt würden, wenn wir sie filmen würden. Man versuchte uns ständig
einzuschüchtern. Wir haben die Jugendlichen informiert, da sich für uns die Frage, der Verantwortung stellte. Sie waren dennoch
bereit, wir haben aber vereinbart, dort zu drehen, wo uns niemand finden würde, auch wenn wir dadurch das Thema nicht ganz
so abdecken konnten, wie wir es ursprünglich wollten. Aber ich fand auch, dass kein Bild der Welt es wert war, die jungen
Leute zusätzlicher Gewalt auszusetzen. Sie meinten jedoch, dass sie ohnehin verprügelt würden.
In Nordafrika funktionierte es ähnlich, dort haben wir uns für den Dreh ein Ringsystem aufgebaut. Im Zentrum war der Kameramann
mit den Protagonisten, ein paar Meter entfernt war ich, zehn Meter weiter die Regieassistentin und auf 50 Meter noch jemand
und dann hatten wir noch jemanden, mit dem wir telefonieren konnten, falls die Polizei auftauchte. So haben wir unseren Schutzwall
um die Kamera errichtet, ohne Actionfilm-Profis zu sein.
Protagonisten für einen Dokumentarfilm zu finden, ist immer eine Aufgabe. In diesem Fall kam noch dazu, dass es sich um Menschen
handelt, die eine harte Lebenserfahrung hinter sich haben und in einer legal nicht eindeutigen Situation sind, in der sie
sich auch schützen müssen . Wie haben Sie zu Ihren Protagonisten gefunden.
Nina Kusturica: In Österreich waren es vier ? die beiden afghanischen Burschen und die zwei Mädchen aus Somalia. Das ging
sehr schnell, sie mussten auch verstehen, dass damit eine gewisse Bereitschaft zur Pünktlichkeit und Verlässlichkeit verbunden
war. Jemand der uns dreimal versetzt hat, dem sind wir nicht nachgelaufen. Wir haben festgehalten, dass es auch für sie eine
Arbeit am Film ist. Dafür haben wir uns auch eine kleine Aufwandsentschädigung überlegt, weil sie ja hier nicht verdienen
dürfen.
Bei den Institutionen mussten wir uns natürlich vorher treffen, das Konzept besprechen und den Film erklären. Ich gehe, wenn
ich einen Dokumentarfilm mache, immer eine Art Vertrag auf mündlicher Basis ein, wo ich klarstelle, wie weit gegangen wird
und man auch sagen kann, dass will ich nicht. Es muss aber auch klar sein, wenn sie eine Szene freigegeben haben, dass wir
sie im Endschnitt auch verwenden.
Der Film klammert die Vorgeschichten, die Fluchtgründe und auch das danach aus. Was im Film erzählt wird, scheint ein bisschen
lose und willkürlich und erzählt genau dadurch viel vom Leben und dem Seinszustand der Protagonisten.
Nina Kusturica: Es war so ein Wunsch da, das offen zu lassen, ich wollte nicht, dass das Thema emotional besetzt wird, dass
die Protagonisten einem ans Herz wachsen, was natürlich ganz leicht passiert, wenn man nur zwei Tage mit ihnen verbringt.
Das war aber nicht mein Ziel, ich wollte es auf einer intellektuellen Ebene spielen lassen und der Frage nachgehen
wie gehen wir damit um? Wie nehmen wir sie wahr? und sie stellvertretend für die Lebenssituation dieser Menschen betrachten.
Ich wollte auf keinen Fall an die Betroffenheit appellieren, deshalb gibt es ein größeres Angebot an Protagonisten im Film,
um am Thema zu bleiben.
Umso mehr kann man sich die Arbeit am Film als permanente Gratwanderung zwischen dem so objektiv wie möglichen Blick der Kamera
und der subjektiven und unvermeidlich emotionalen Wahrnehmung vorstellen?
Nina Kusturica: Dass die Sache mit der Objektivität zu vergessen war, war nach den ersten Tagen bereits klar. Es war mir aber
trotzdem wichtig, mit diesem Wissen meine filmischen Mittel zu verwenden, mit dieser Verpflichtung mir als Filmemacherin gegenüber.
Ich wollte es auf alle Fälle, so offen wie nur möglich zu lassen. Dass es mir wichtiger war, mehr Zeit mit meinen Protagonisten
zu verbringen als unbedingt auch eine Gegenstimme zu Wort kommen zu lassen, das liegt an meiner Erzählweise, wo die Fragen
im Mittelpunkt stehen wie ? Was heißt es nach Europa zu kommen? Welche Welt begegnet einem da? Welche Kraft entwickeln diese
Menschen?
Was hat es in Ihnen als Zivilperson ausgelöst, mit diesem Thema und diesen Lebensgeschichten so nahe konfrontiert zu sein?
Was löst das Wissen, das Sie durch den Film erworben haben aus?
Nina Kusturica: Ich habe mir auf die Frage Was kann man machen? eine leichte Antwort überlegt. Dadurch, dass ich den Film
gemacht habe, habe ich schon einiges getan, indem ich diese Dinge thematisiert habe und nun damit an die Öffentlichkeit gehe.
Im Zuge des Kinostarts sind wir auch eine Reihe von Kooperationen eingegangen, mit Schulvorführungen, wo wir versuchen,
unsere Film-Jugendlichen mit österreichischen Jugendlichen ins Gespräch zu bringen. Das gibt mir den Eindruck, diese Arbeit
macht Sinn ? die Leute zu verknüpfen und miteinander sein zu lassen und sie nicht als zwei getrennte Welten zu betrachten.
Dadurch, dass Little Alien ein Thema aufgreift, das jeden Augenblick wieder eine neue Richtung einschlagen könnte, nehme ich
an, dass auch der Schnitt, an dem Sie gemeinsam mit Julia Pontiller gearbeitet haben, eine besondere Herausforderung war?
Nina Kusturica: Ja, wir haben zu zweit geschnitten. Julia Pontiller und ich haben schon auf der Filmakademie gemeinsam gearbeitet.
Wir wollten sehr assoziativ und experimentell arbeiten. Es war klar mit der Aufgabe, die ich mir selbst gestellt habe, all
die entstehenden Lücken nicht durch Kommentare zu füllen, dass es beim Schnitt schwierig sein würde. Wir versuchten daher,
eher auf der emotionalen und der assoziativen Ebene die Geschichten zu verknüpfen, um nicht von A bis Z alles erklären zu
müssen. Ich befürchtete, dass das Filmische darunter leiden könnte, wenn da jetzt Tafeln oder auch eine Stimme noch einmal
Hintergrundinformation dazu gibt. Diese Dinge sind oft auch von einem Zeitpunkt abhängig und verändern sich alle zwei Jahre.
Es war mein Wunsch in einer Sicht von innen und in ihnen zu bleiben. Aus den Jugendlichen herauszuschauen in die Welt und
nicht auf sie draufzuschauen. Natürlich ist das ein Blick, wo nicht alles ins Blickfeld kommt. Wir hatten 120 Stunden gedrehtes
Material, in sieben Sprachen, über die zunächst die Übersetzer drüber sprechen mussten. Dann trafen wir die erste Auswahl.
Den 10-Stunden-Schnitt haben wir schon mal untertitelt, und den ganzen Film mit den Untertiteln geschnitten, es sind ja alles
Sprachen, mit denen man nicht ganz so vertraut ist. Unsere Jugendlichen im Film habe sich auch als hochqualifizierte Übersetzer
herausgestellt, weil sie durch ihre vielen Reisen sprachlich ziemlich versiert waren.
Auch die Kamera hatte einiges zu leisten, es geht ja um eine Kamera, die möglichst unsichtbar sein sollte.
Nina Kusturica: Christoph Hochenbichler hat einige Spielfilme gedreht. Ich habe das erste Mal mit ihm zusammengearbeitet,
auch für ihn war es eine große Herausforderung. Allein vom Thema her und auch deshalb, weil ich szenisch erzählen wollte und
dies ohne Zwischenschnitte abdecken wollte. Wir mussten das mit einer Kamera in einem kleinen Dreierteam abdecken. Die Aufgabe
für ihn war eher schwierig.
Auch für die Regisseurin?
Nina Kusturica: Ja, das war es. Es war mein erster langer Dokumentarfilm und ich würde jetzt sehr gerne wieder einen Spielfilm
machen. Ich hab menschlich wie technisch sehr viel erfahren und gelernt. Es war ein großer persönlicher Schritt, diesen Film
zu machen, aber mit diesen Restriktionen zu arbeiten, hat mir das Gefühl gegeben, dass ich meine Vorstellungen von der filmischen
Gestaltung, v.a. auch in emotionaler Hinsicht, eher im Spielfilm verwirklichen kann. Ich hab für mich jetzt kein Rezept gefunden,
wie man einen Film wie diesen über Menschen in einer Krisensituation macht, und dabei cool bleibt.
Interview: Karin Schiefer
Oktober 2009