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HOTEL von Jessica Hausner: Presseechos – Cannes 04

 

Hotel folgt einem Rhythmus aus Ellipsen und Wiederholungen, einer Bewegung, die eine starre und kleinliche Ordnung beschreibt, die sich ohne weiteres gewiss auch als Metapher für Österreich selbst verstehen lässt. Zweifellos bemerkenswert ist in Jessica Hausners Film diese Form des sozialen Alptraums wie ihn die Hauptfigur erlebt, der mit Leichtigkeit auf die Konventionen des Gruselmärchens ebenso wie auf die Grundregeln des Horrorfilms verweist – ein Horrorfilm jedoch, der mit nachdrücklicher Absicht, die obligaten Szenen entfernt hat, um danach zu suchen, was die Gesellschaft selbst an gewöhnlichem und primitivem Horror in sich birgt.

Le Monde, Jean-Francois Rauger

 

Ob am Papier oder auf der Leinwand, der Film verspricht viel, vor allem jenen, die für die Vorstellungswelt der deutschen Romantik von Goethe bis Grimms Märchen empfänglich sind. Jessica Hausers souveräne Regie (die bereits in Lovely Rita auffiel) schafft ein Klima der Beklommenheit, wo Furcht und Neugier auf intime Weise miteinander verbunden sind. Es ist ein ständiges Hin und Her zwischen Innen und Außen, eine bewegungslose Reise durch den Schein. Ein Gang, der verschluckt, ein Wald, der zu wachsen scheint, eine Tür, die ins Nichts führt... Ohne nennenswerte Episoden, jedoch voller verstörender Details, quillt der Film über vor Interpretationsvarianten – über sexuelles Verlangen und Verdrängen, das Bedürfnis nach Erhabenheit und nach Ungewissheit, über die Versuchung des Verschwindens... Es spricht für Jessica Hausner, dass sie keine Lösung liefert, das Feld einfach dem Zuschauer überlässt. Und indem sie den Angst- und Thrilleranteil, der dem Film innewohnt, in Schranken hält, geht sie auch das Risiko ein, ihn ein wenig zu frustrieren.

Jacques Morice, Télérama

 

(...) die österreichische Regisseurin Jessica Hausner hat ganz nach Art Stanley Kubricks einen extrem spannungsreichen Film geschaffen, bei dem die Neuinterpretation bekannter Elemente (ein Hotel in den Bergen, unerklärliche Phänomene, sich wiederholende Wegstrecken, Isolation) zu einer interessanten Konfrontation führt (...) Was den unbestrittenen Wert des Filmes ausmacht, ist die Tatsache, dass diese Konfrontation zwischen Heiß und Kalt niemals aufgehoben wird. Vielmehr ermöglicht gerade die Strenge der Inszenierung, in der jede Einstellung, jeder Schnitt messerscharf bemessen ist, ständig das Unerwartete. Die Regisseurin macht keine Zugeständnisse, schon gar nicht an ein Zuviel an Unerklärlichem, denn dies ließe das Ganze zugleich an Bedeutung und Aussage gewinnen, und wäre zu restriktiv. Gerade die Vorliebe dieser Art von Kino für gerade Linien und rechte Winkel ist es nämlich, die die Vorstellungswelt des Zuschauers ständig ins Wanken bringt Julien Welter, arte Wie in Lovely Rita liegt auch in Hotel ein Hauch von sehr unterschwelliger Komödie in der Portraitierung der Hauptfiguren, die dazu dient, die harte Oberfläche aufzuweichen. Newcomerin Weiss (...) steckt viel in ihre Performance als zwanghaft nette und emotional zurückhaltende Irene und Birgit Minichmayr liefert als ihre viel entspanntere Kollegin den Kontrast. (...) Hausner bleibt ein Talent, das man im Auge behalten muss.

Derel Elley, Variety