«Was ich mit Mein Mörder möchte, ist, dass eine Diskussion in Gang kommt. Wir haben ja nie daran gedacht, als wir den Film
begonnen haben, dass er so gut ins Gedenkjahr 2005 hineinpasst und als solcher ist dieser Film sehr wichtig in diesem Jahr,
so als kleiner Querschießer.» Elisabeth Scharang spricht über ihren ersten Spielfilm Mein Mörder und gibt bereits einen Vorgeschmack auf ihr nächstes Doku-Projekt tintenfischalarm.
Wann begannen Sie sich mit diesem Thema als Stoff für einen Spielfilm zu beschäftigen?
ELISABETH SCHARANG: Mein Vater hat im Jahr 2000 eine Laudatio auf Werner Vogt geschrieben, der von der Israelischen Kultusgemeinde für sein Engagement
in der Sache Zawrel - Gross geehrt worden ist. Er gab mir damals den Text zu lesen und wir sagten uns, das ist eine so
unglaubliche und wichtige Geschichte, man sollte einen Film daraus machen. Wir haben ein Jahr lang am Treatment geschrieben,
das sehr unterschiedliche Wendungen genommen hat, bis dann das Drehbuch fertig war, dauerte es ungefähr drei Jahre. Anfangs
haben wir noch nicht darüber nachgedacht, ob es ein TV- oder ein Kinofilm werden soll, mir war nur relativ schnell klar, dass
so ein Film im Kino, wenn man Glück hat, 15.000 Zuschauer macht. Fernsehen ist zweifelsohne das Medium, mit dem man viele
Leute erreicht. Ich arbeite viel fürs Fernsehen und es ist bei meinen Dokumentarfilmen so, dass ich versuche, Themen, die
mir wichtig sind, auf eine Art zu machen, dass ich sie im Fernsehen unterbringen kann. Wir wollten mit Mein Mörder einen Film
machen, der in den Hauptabend kommt, um eine Diskussion loszutreten. Es ist ein frei geförderter Fernsehfilm, keine Auftragsproduktion.
Die Figur des Hans, so wie wir sie gezeichnet haben, ist eine Fiktion, der ganze Hintergrund des Buben, wie er aufwächst und
wie er auf den Spiegelgrund kommt, das sind Dinge, die irgendwo so passiert sind, aber es ist nicht die nicht die Geschichte
von Friedrich Zawrel.
Tatsache aber ist, dass Friedrich Zawrel Hans Gross zweimal in seinem Leben begegnet und ein zweites Mal in seinen Machtbereich
gelangt ist.
ELISABETH SCHARANG: Darum ging es. Das war die reale Säule, die wir so unglaublich fanden. Jemand trifft diesen Mann in einer Demokratie noch
einmal unter ganz anderen politischen Voraussetzungen. Bei Friedrich Zawrel war es so, dass er 1975 Heinrich Gross wieder
begegnet ist. Zawrel war damals wegen kleinerer Diebstähle in U-Haft und wurde dort mit Gross als viel beschäftigtem Gerichtsgutachter
konfrontiert. Zawrel hat ihm auch sofort gesagt, woher er ihn kennt, Gross hat das mit Schrecken zur Kenntnis genommen, hat
ihm ein günstiges Gerichtsgutachten versprochen und schließlich genau das Gegenteil getan. Er hat sich auf das Gutachten aus
1943 gestützt und Zawrel als gefühlskalten Wiederholungstäter beschrieben, worauf er nach Stein gekommen ist, wo viele Schwerverbrecher
inhaftiert sind. Zawrel hat aber begonnen, einen Kampf aufzunehmen. 1981 ist er dann entlassen worden.
Hat sich die Recherche auf Akten und Zeitungsmaterial konzentriert oder gab es auch Gespräche mit Friedrich Zawrel?
ELISABETH SCHARANG: Wir haben wenig zeithistorische Recherche betrieben, die Geschichte rund um Gross kannte ich gut. Wichtig war mir die Recherche
um den Spiegelgrund, weil da klar war, dass wir die Dinge nicht fiktional bearbeiten wollten. Wie es dort ausgeschaut hat
und wie man mit den Kindern dort umgegangen ist, das sind Dinge, die uns Friedrich Zawrel genauso erzählt hat. Die Entscheidung,
dass unsere Hauptfigur Hans nur relativ kurz auf dem Spiegelgrund war, ging darauf zurück, dass wir eine Figur schaffen wollten,
die sich wehren kann, die nicht völlig gebrochen ist.
Haben Sie am Drehbuch mit Ihrem Vater gemeinsam geschrieben?
ELISABETH SCHARANG: Es war die erste Zusammenarbeit in dieser Konstellation. Wir haben zu Beginn überlegt, ob wir es überhaupt gemeinsam machen
sollen, weil er logischerweise aufgrund seiner Arbeit kein Teamarbeiter ist. Wir haben aber ziemlich schnell einen guten Weg
gefunden und zwei, drei Tage die Woche sechs bis acht Stunden gearbeitet - relativ konzentriert, gegenübersitzend, mal
er, mal ich am Computer. Es war insofern eine tolle Arbeit, als dieses Buch von vornherein immer durch zwei Köpfe und zwei
Augen gewandert ist, und wir mit dieser Unterschiedlichkeit im Alter sehr genau über die Figuren und Dialoge diskutiert haben.
Das hat erstaunlich gut funktioniert.
Der Einstieg mit dem Märchen ist ein sehr poetischer?
ELISABETH SCHARANG: Das Märchen war immer drinnen. Mein Vater meinte, das kann man schreiben, aber nicht verfilmen. Ich sagte, doch, wir setzen
das einfach um. Das konnten sich auch die anderen nicht vorstellen, manche meinten das sei ein Genrebruch. Ich glaube aber,
dass das Märchen sehr wichtig ist und ich habe das Gefühl, dass es auch recht gut aufgegangen ist. Im zweiten Teil, 1955,
gab es den Punkt wo wir von der Hauptfigur weggegangen sind, um den Spießrutenlauf durch die Politik zu zeigen. Es wurde uns
aber bald klar, dass die Stärke des Films darin liegt, dass man bei dieser Figur bleibt und sie nicht verlassen kann.
Wurde am Spiegelgrund selbst gedreht?
ELISABETH SCHARANG: Ja, das war sehr wichtig. Wir haben letztlich in einem Pavillon gedreht, der seit Jahren leer steht und als Lager benutzt
wird. Das ist noch alles original dort, wir haben es so genommen, wie es war. Das war auch für die Schauspieler sehr wichtig,
weil der Ort an sich schon so viel geleistet hat. Man musste keine Vorarbeit mehr leisten, wie man etwas emotional anlegt.
Das hat der Ort für sich allein schon getan.
Hat man bei Zawrel das Gefühl, er hat diese Geschichte bewältigt?
ELISABETH SCHARANG: Herr Zawrel hat die Augen eines jungen Buben, sie blitzen und blinken und ich frage ihn jedes Mal, wenn ich ihn sehe "Herr
Zawrel, wie machen Sie das?". Der Mann hat keinen Hass, aber die Geschichte, die er erlebt hat, klebt an ihm, wie ein Kaugummi
an einem Schuh. Alle Delikte, auch die aus den Jahren 1944/45, sind in seinem Strafregister aufgelistet, die wurden erst im
Jahr 2000 durch ein Gnadengesuch an den Bundespräsidenten getilgt. Es gab dann auch für die Opfer des Spiegelgrundes eine
Opferrente dafür musste er jedoch wiederum zu einem Gutachter und sein Akt wurde wieder geöffnet. Was mich beschäftigt,
ist der Umstand, dass heute so getan wird 1945 sei der Krieg vorbei und mit einem Schlag alles anders gewesen. Es war
aber nicht so. Wie kann es sein, dass Dinge, die man in dieser Zeit getan hat bzw. die einem angetan wurden, dass alles mit
in die Demokratie genommen wurde. Es war nicht so wie in Deutschland, wo viel härter vorgegangen wurde. In Österreich sind
die Leute wieder in ihre Positionen zurück, 1951 war Gross wieder im Amt, er war Beamter der Stadt Wien, in einem Krankenhaus.
Ich verstehe, dass man die Leute wieder integrieren muss, aber nicht in den Positionen, wo sie unter den Nazis ihre Verbrechen
begangen haben. Es gab einen Prozess, er hatte sich zuerst versteckt, dann wurde ein Prozess gegen ihn geführt. Er ist in
erster Instanz verurteilt worden, dann wurde das Verfahren zurückgestellt und man weiß bis heute nicht genau, warum das Verfahren
nicht zu Ende gebracht wurde. Er ist weder verurteilt noch freigesprochen worden. Er sagt immer er ist unschuldig, das stimmt
aber so nicht, der Prozess gegen ihn ist nie zu Ende gebracht worden. Das ist ein wichtiger Punkt - wäre er verurteilt
worden, dann hätte er nicht mehr als Arzt arbeiten dürfen.
Wie kam es zur Wahl von Christoph Bach für die Rolle des Hans?
ELISABETH SCHARANG: Es war relativ schwierig. Bei den jungen Schauspielerinnen in Österreich ist die Auswahl ziemlich toll, egal in welcher Richtung
man sucht. Bei den Männern finde ich es ein bisschen schwieriger, vor allem in diesem Alter. Ich hatte ein relativ genaues
Bild von diesem Menschen, wir brauchten jemanden, der Ende 20 war, kein kräftiger, extrovertierter Typ, sondern vielmehr ein
in sich widersprüchlicher, zerbrechlicher, sensibler Typ, der durchaus auch über eine Härte verfügt. Es war auch klar, dass
es kein blonder Mensch sein durfte. Ich hab dann eine Frau angeschrieben, die für Deutschland sehr viele Fernsehcastings macht,
sie hat mir dann eine Liste von zehn Schauspielern gemacht, ich habe Kassetten und Fotos angefordert, als ich das Foto von
Christoph Bach in der Hand hatte, wusste ich, der ist es. Es gab eine große Hürde - die Sprache. Es war irgendwie klar,
dass seitens des ORF darauf Wert gelegt wurde, dass es keinen Sprachsprung gibt, es wäre auch für den Film nicht gut gewesen,
ein Hamburger Norddeutsch mit einem weichen Wienerisch zu vermischen. Da hat Christoph Bach vor allem selbst sehr hart daran
gearbeitet. Markus Renzi, der das Casting gemacht hat, hat ihm den Text auf CD gesprochen, Christoph ist dann wochenlang mit
diesem Text im Kopf durch die Welt spaziert. Ich hab' dann sehr viel mit ihm trainiert und er hat das toll hingekriegt.
Sie haben bisher ausschließlich im Bereich des Dokumentarfilms gearbeitet. Welche Erfahrung bedeutete die Arbeit mit den Schauspielern?
ELISABETH SCHARANG: Der ganze Film war eine recht eigenartige Erfahrung, weil sich alle Dinge anders gestalten als im Dokumentarfilm. Ich muss
aber dazu sagen, dass die Schule des Dokumentarfilms eine sehr gute ist, die für die Arbeit in Mein Mörder sehr viel gebracht
hat. Z.B. die Flexibilität beim Drehen, da man sich beim Dokumentarfilm darauf einstellt, was man letztlich bekommt. Meine
Themen im Dokumentarfilm sind meist schwierige Themen, wo Leute, die selber nichts davon haben, mit einem arbeiten und viel
von sich hergeben. Mit dem Schauspielern hat das ganz gut geklappt. Ich habe viel mit Karl Markovics und Christoph Bach gearbeitet,
mit Christoph habe ich sicher eine Woche lang nur über diese Figur gesprochen. Es ging mir auch um die Brüchigkeit und das
Hin- und Herkippen der Emotionen. Er ist ja nicht eine Figur, die durchwegs sympathisch ist. Ich habe auch mit den kleineren
Rollen über ihr Umfeld gesprochen, da ist halt nicht so viel Zeit. Wenn ich eine Erfahrung mitnehme, dann die, noch mehr Zeit
zu investieren in jede Minirolle, es zahlt sich einfach aus.
Ist es denkbar, dass Sie auch weiterhin im Spielfilm arbeiten?
ELISABETH SCHARANG: Wenn ich die Möglichkeit bekomme, sicher. Ich habe ein Projekt zur realen Geschichte von Friedrich Zawrel, hauptsächlich
von 1945 in die Gegenwart. In einem Dokumentarfilm fürs Kino soll sein Spießrutenlauf durch die Ämter, Richterzimmer und Gefängniszellen
dieses Landes thematisiert werden. Ich bereite sie vor, habe im März eingereicht, sie soll dieses Jahr noch fertig werden.
Was mir im Dokumentarfilm und vor allem bei der Lebensgeschichte von Friedrich Zawrel auffällt, ist die Tatsache, dass einem
die Wahrheit ja niemand glaubt, deshalb muss man sie im Dokumentarischen lassen. Reale Menschen, die ihre realen Geschichten
erzählen, sind nicht ersetzbar. Das war auch der Grund, warum wir bei Mein Mörder sehr fiktional gearbeitet haben, damit auf
keinen Fall ein Doku-Drama daraus wird. Was mir hingegen am Spielfilm sehr gut gefällt, ist nicht die Abbildung einer Realität,
das kann ich im Dokumentarischen viel besser, sondern dass man Dinge behaupten darf, die man nicht beweisen muss.
Sie arbeiten an einem weiteren Projekt, das auch kurz vor der Fertigstellung steht?
ELISABETH SCHARANG:Tintenfischalarm ist ein richtiges Langzeitprojekt. Wir drehen noch, obwohl die Dreharbeiten offiziell abgeschlossen und wir
auch im Schnitt schon sehr fortgeschritten sind. Insgesamt sind das jetzt drei Jahre Drehzeit und es ist unheimlich viel Material
vorhanden.
Worum geht es in diesem Film?
ELISABETH SCHARANG: 2001 hatte ich bei einer Radiosendung, die ich einmal in der Woche bei FM4 mache, eine Frau aus Oberösterreich zu Gast, die
damals 26 oder 27 war, die sagte, sie sei intersexuell. Sie ist als Zwitter zur Welt gekommen, als kleines Kind hat man sie
zu einem Mädchen umoperiert, bis zur ersten Operation mit drei hat sie Jürgen geheißen, dann Alexie. Man hat sie als Mädchen
aufgezogen, ohne ihr zu sagen, was mit ihr los ist. Ich wusste über das Thema der Intersexualität wenig, auch nicht, dass
es so viele Menschen mit einem uneindeutigen Geschlecht gibt. Es gibt viele Ausformungen. Viele wissen es oft gar nicht. Typische
Hermaphroditen, die beides haben, sind eher selten. Die Radiosendung war damals der erste öffentliche Auftritt von Alex. Wir
haben uns dann ziemlich schnell wieder getroffen, weil es mich wahnsinnig beschäftigt hat. Ich sage der Alex, weil er inzwischen
der Alex ist - er sagte, er wolle aus dieser persönlichen Isolation raus, auch als Aktivist über diese Thematik informieren.
So beschlossen wir, einen Film zu machen. Ich dachte zunächst an einen Fernsehfilm, es war aber schnell klar, dass das nicht
möglich war, so, wie ich das vorhatte. Es war klar, wir wollten weder ein Porträt noch einen journalistischen Film über Intersexualität
machen. Es ist ein Film, wo man unmittelbar die Erfahrungen und die Veränderungen eines Menschen mitmacht, es geht um Erwachsenwerden,
Loslösen von den Eltern mit Schuldgefühlen, Finden - was will ich eigentlich. Als wir uns kennengelernt haben, hat Alex
als Frau gelebt und hat lange gesagt, er fühlt sich als beides, was nach wie vor so ist und er möchte sich nicht festlegen.
Wie sieht das Konzept für den Film aus?
ELISABETH SCHARANG: Wir haben den Film so angelegt, dass zwischen uns Gespräche stattfinden, die ich selber filme und wo ich dann irgendwann selbst
vor die Kamera gewandert bin. Es war irgendwann klar, dass es auch um unser Verhältnis, unsere Freundschaft ging. Immer diese
Mann-Frau-Frage, er zunächst als Frau, dann Zwitter, dann Mann. Da hat sich viel getan. Für mich war auch aufgrund der anderen
Doku-Erfahrungen klar, dass, wenn man jemanden in einem so persönlichen Thema, wo es um Sexualität, Liebe, Eltern, den Körper
geht, so exponiert, ich ihn nicht allein lassen wollte. Der Film ist in Fertigstellung und soll ins Kino kommen. Es ist schrecklich
viel Material nach drei Jahren vorhanden.
Führte es nicht zu einer gewissen Zerrissenheit, in zwei Projekte involviert zu sein?
ELISABETH SCHARANG: Nein, im Gegenteil, es war sehr wichtig für mich, dass ich inhaltlich wie formal zwei so extrem unterschiedliche Projekte
verfolgen konnte. So kippt man nicht zu sehr in etwas hinein. Mir ist es sehr wichtig, dass ich breit gestreut arbeite und
dass ich als Person in einem anderen Projekt wieder gut aufgehoben bin, denn, sobald ein Film fertig ist, exponiert man sich
sehr. Deshalb ist es gut, wenn man kontinuierlich weiter arbeitet.
Welche Erwartungen setzen Sie in Mein Mörder?
ELISABETH SCHARANG: ich mit Mein Mörder möchte, ist, dass eine Diskussion in Gang kommt. Es geht mir nicht darum zu sagen, ich bin nicht in erster
Linie eine Cineastin. Ich mag Kino, ich finde Bilder eine unglaubliche Ausdrucksmöglichkeit, aber mit den Geschichten, die
ich erzähle, will ich etwas erreichen. Ich fand es schön, dass wir den Film auf der Diagonale zeigen konnten. Wir haben ja
nie daran gedacht, als wir den Film begonnen haben, dass er so gut ins Gedenkjahr 2005 hineinpasst und als solcher ist dieser
Film sehr wichtig in diesem Jahr, so als kleiner Querschießer.
Sie haben in den letzten Jahren immer wieder zwischen Kino und Fernsehen gewechselt. Wie wirkt sich das auf die Arbeitswese
aus?
ELISABETH SCHARANG: Ich hielte es für wichtig, wenn es eine Verschränkung zwischen Kino und Fernsehen gäbe, wenn die Kinofilmer mehr im ORF vertreten
wären und dadurch auch Aufträge bekämen. Es ist fürs Überleben günstig und ist eine wichtige Symbiose, die funktioniert bei
uns leider nicht. Es herrscht eine gegenseitige Ablehnung, das ist sehr schade. Ich finde, wie in allen Dingen, sollte man
nicht warten, sondern man soll selber etwas bieten und schauen, wie man durchkommt. Ich kann es sowohl von meinen Dokus als
auch von meinem Spielfilm sagen, es geht natürlich nicht ohne Kampf, aber es geht. Und es hat mir weder im Spielfilm noch
in der Doku jemand gesagt, formal darfst du das nicht so machen. Noch nie. Ich hätte auch keine Kompromisse gemacht. Ich halte
es aber für berechtigt, den Regisseur zu fragen, hast du dir das gut überlegt? Kannst du mir das argumentativ darlegen? Es
ist so viel Geld im Spiel und es ist oft gar nicht schlecht, wenn man die eigene Position immer wieder durcharbeiten muss.
Ich würde gerne mal einen Fernsehfilm von Barbara Albert sehen, ohne dass man sagt, einen Fernsehfilm macht man so oder einen
Spielfilm macht man so. Ich hab bei den Dreharbeiten kein einziges Mal daran gedacht, ob ich für Kino oder Fernsehen arbeite.
Auch mein Kameramann Christian Berger denkt nicht so. Er macht Bilder und zwar die Bilder, die für diese Geschichte passen.
Was heißt Fernsehfilm überhaupt? Es wäre schön, wenn sich die beiden Medien mehr beleben würden, das ist in anderen Ländern
anders. Es ist ja für junge Regisseure auch wichtig, dass sie arbeiten können. Man wird ja nicht besser davon, wenn man alle
fünf Jahre mal einen Film macht. Es geht darum, dass man arbeiten kann.
Interview: Karin Schiefer
2005