Mitte der achtziger Jahre war Filmemachen in Österreich, von Ausnahmen abgesehen, Männersache. Ein Gendervergleich zu den
ersten hundert Filmen, die vom Österreichischen Filmförderungsfonds gefördert wurden, geht 97:3 aus; in der Filmabteilung
des Ministeriums teilen sich 1985 die Filmemacherinnen ein Sechstel der Fördersumme. 50:50 ist nach wie vor Zukunftsmusik,
doch die Verhältnisse sind in Bewegung geraten. Herausgeberin Isabella Reicher nimmt die Weltpremiere von Barbara Alberts
Nordrand im Wettbewerb von Venedig 1999 als Initialereignis, um davon ausgehend eine weite Tour d’horizon der weiblichen Zugänge
zum Medium Film quer durch die letzten zwanzig Jahre anzulegen. Eine eigene Geschichte ist eine weit verzweigte Lesestrecke durch die verschiedensten Zonen filmischen Ausdrucks, die von abstrakt künstlerischen
bis zu kommerziellen Ansätzen, von den Wegbereiterinnen zu jetzt in Erscheinung tretenden Talenten, vom klassischen bis zum
hybriden Erzählen, kurz von A wie Barbara Albert bis Z wie Antoinette Zwirchmayr reicht.
Isabella Reicher (Hg.): Eine eigene Geschichte. Frauen Film Österreich seit 1999, Verlag Sonderzahl, Wien 2020, 360 S., €
25,-